Fluglinien:Lufthansa übernimmt Brussels Airlines komplett

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Vorstandschef Carsten Spohr kündigt an, der Konzern wolle bei der Konsolidierung der Branche weiter mitmischen.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Die Lufthansa übernimmt einen weitere Fluggesellschaft und baut damit die neue Sparte Eurowings weiter aus. Nach einem Vorstandsbeschluss kauft der Konzern der restlichen 55 Prozent der Anteile an Brussels Airlines und kontrolliert damit die belgische Fluggesellschaft vollständig. Umgesetzt werden soll das Geschäft Anfang Januar.

Das Unternehmen hatte sich bereits 2008 mit 45 Prozent an der Brussels-Muttergesellschaft SN Airholding beteiligt. Damals hatte es sich auch eine Option auf den restlichen Anteil gesichert, die Entscheidung darüber aber immer wieder verschoben. Zuletzt war die Komplettübernahme für den Sommer 2016 geplant, wurde dann aber wegen der Terroranschläge auf den Flughafen von Brüssel noch ein letztes Mal vertagt. Lufthansa zahlt gemäß der schon vor neun Jahren festlegten Bedingungen nur 2,6 Millionen Euro.

"Wir befinden uns in einer Phase radikalen Wandels", so Lufthansa-Chef Carsten Spohr. "Der Wettbewerb verstärkt sich noch mehr und das führt zu Konsolidierung." Die Branche werde in den kommenden Jahren noch deutlich mehr Übernahmen sehen. Und Lufthansa wolle dabei "eine aktive Rolle spielen", so der Konzernchef.

Brussels Airlines betreibt derzeit rund 50 Flugzeuge, acht davon auf der Langstrecke. Die Airline ist aus einer Tochtergesellschaft der ehemaligen belgischen Staatslinie Sabena hervorgegangen, die 2003 Pleite gegangen war. Der Ableger fusionierte später mit dem Konkurrenten Virgin Express. Spezialität von Brussels Airlines ist das Streckennetz nach Afrika, mit dem sie das Portfolio der dort eher schwachen Lufthansa ergänzt.

Spohr erwartet Synergien in Höhe eines mittleren zweistelligen Millionenbetrages. Es werde keine Entlassungen geben, so Spohr, derzeit würden sogar 200 neue Mitarbeiter eingestellt, um eine neue Strecke von Brüssel nach Mumbai aufnehmen zu können. Im kommenden Jahr soll die erste wichtige Investitionsentscheidung getroffen werden, nämlich der Ersatz der aktuellen Langstreckenflotte.

Im Konzern wird Brussels Airlines in der Eurowings-Sparte angesiedelt, obwohl sich ihr Geschäftsmodell von dem des Billiganbieters unterscheidet. Allerdings soll die Fluggesellschaft ein eigenes Management und eigene Firmenstrukturen behalten. Auch Aufsichtsratschef Etienne Davignon bleibt. Die Frage der künftigen Marke war heftig umstritten, denn Brussels wollte sie nicht ändern, während Lufthansa auf Eurowings umstellen wollte. Nun ist die Entscheidung erst einmal um ein Jahr vertagt worden, bis die Wogen sich geglättet haben.

© SZ vom 16.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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