Flughafen in Berlin:Wowereit lehnt etappenweise BER-Eröffnung ab

Sondersitzung BER-Aufsichtsrat - PK

Klaus Wowereit auf der Sondersitzung des BER-Aufsichtsrats in Berlin

(Foto: dpa)

"Damit können wir nichts anfangen": Vize-Aufsichtsratschef Wowereit stellt sich gegen Flughafen-Chef Mehdorn und fordert "geschlossene Konzepte". für die BER-Eröffnung. Am Jahrestag der Startabsage gibt es immer noch keinen Eröffnungstermin für den Hauptstadtflughafen.

Vor genau einem Jahr wurde bekannt, dass Berlin zwar eine Großbaustelle hat, aber immer noch keinen neuen Flughafen. Es war der 8. Mai 2012, als sich das Wort "Flughafen-Debakel" allmählich in den Sprachgebrauch der Deutschen einschlich. Denn von diesem Zeitpunkt an war klar, dass der BER nicht am 3. Juni 2012 eröffnen würde. Als Grund nannten die Betreiber Probleme mit der Brandschutz- und Entrauchungsanlage. Und auch heute gibt es immer noch keinen neuen Eröffnungstermin für den Hauptstadtflughafen.

Die Diskussion um die richtige Strategie zur baldigen Eröffnung geht derweil weiter: Die von BER-Flughafenchef Hartmut Mehdorn vorgeschlagene etappenweise Eröffnung des Berliner Großflughafens stößt auf Ablehnung im Aufsichtsrat. "Damit können wir nichts anfangen", sagte Vize-Aufsichtsratschef und Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) nach einer Aufsichtsratssitzung in Schönefeld. Wowereit forderte von Mehdorn "geschlossene Konzepte", um den BER-Flughafen so schnell wie möglich zu eröffnen.

Mehdorn hatte sich dafür ausgesprochen, den BER in mehreren Etappen in Betrieb zu nehmen und den derzeitigen Flughafen Berlin-Tegel, anders als rechtlich vorgesehen, sechs Monate nach BER-Betriebsaufnahme nicht zu schließen.

"Darauf verlassen sich die Leute"

Wowereit betonte, Mehdorns Vorschlag sei "nicht das Konzept der Flughafengesellschaft". Er könne sich nicht vorstellen, dass eine weiterer Betrieb Tegels parallel zu BER bei den Mitgesellschaftern Bund und Brandenburg eine Mehrheit finden würde. "Zur Schließung von Tegel gibt es keine Alternative", betonte Wowereit und verwies auf die geltende und gerichtlich überprüfte Rechtsgrundlage. "Wenn Schönefeld geöffnet ist, muss Tegel geschlossen werden. Darauf verlassen sich die Leute."

Allerdings sei zu prüfen, ob ein Seitenflügel des Terminals vorab in Betrieb gehen kann, in dem der Brandschutz schon läuft. Dort könnten zunächst die Fluggesellschaften vom benachbarten Flughafen Schönefeld einziehen. Die Airlines aus Tegel müssten aber innerhalb weniger Monate nachkommen.

Die Grünen im Brandenburger Landtag werfen Aufsichtsrat und Geschäftsführung vor, auch nach einem Jahr keinen Plan für das Projekt zu haben. Auch die CDU verlangt Entscheidungen. Wowereit vertrat den Flughafen-Aufsichtsratschef, Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD), der krankheitsbedingt fehlte.

Der Aufsichtsrat hatte sich eigentlich zu der Sondersitzung getroffen, um erstmals eine Finanz-Geschäftsführerin zu berufen. Die 52 Jahre alte Heike Fölster sagte, sie freue sich auf die spannende Aufgabe. Sie kommt vom Prüfunternehmen Germanischer Lloyd in Hamburg. Zuvor war sie Finanzchefin des Flughafens der Hansestadt. Mehdorn kennt sie aus gemeinsamen Jahren bei dem Luftfahrtkonzern Daimler-Benz Aerospace in den neunziger Jahren. Die FDP im Potsdamer Landtag verlangte, dass Fölster möglichst bald klar macht, wie teuer der Flughafen wird.

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