Flughafen Berlin Brandenburg GmbH:Hauptstadtflughafen vermiest dem Betreiber die Bilanz

Mit 34 Millionen Euro monatlich belastet der ungenutzte Flughafen-Neubau in Berlin die Betreiber-GmbH. Das Debakel um die Eröffnung zieht die Bilanz für 2012 in die roten Zahlen - dabei erzielten die Altflughäfen Tegel und Schönefeld einen Passagierrekord. Flughafenchef Mehdorn plant nun mit einer schrittweisen Inbetriebnahme.

Berlin ist der einzige wachsende Luftverkehrsstandort in Deutschland. Doch das Debakel um den neuen Hauptstadtflughafen macht finanziell alle Erfolge zunichte. Ausbleibende Einnahmen und steigende Finanzierungskosten haben die drei Berliner Flughäfen tiefer in die roten Zahlen getrieben. Das Minus habe sich 2012 im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt, sagte Flughafenchef Hartmut Mehdorn. Im September solle ein neuer Zeitplan für die Eröffnung des neuen Großflughafens BER vorgelegt werden.

Unterm Strich stand 2012 ein Fehlbetrag von 185 Millionen Euro, wie die Flughafen Berlin Brandenburg GmbH in Berlin mitteilte. Im Vorjahr hatte das Minus bei 75 Millionen Euro gelegen. Flughafenchef Hartmut Mehdorn sagte, der ungenutzte Neubau in Schönefeld belaste die Bilanz derzeit monatlich mit 34 Millionen Euro - 20 Millionen durch Betriebskosten für das Gebäude, 14 Millionen durch entgangene Einnahmen. Bislang hatte der Flughafen nur die zweite Zahl bestätigt. Mehdorn warnte zudem vor einer weiteren Kostenfalle beim Schallschutz.

"Was uns fehlt, sind die Erlöse aus dem neuen Flughafen. Dann hätten die Zahlen deutlich anders ausgesehen", sagte Finanzchefin Heike Fölster. Der Umsatz war wegen eines Passagierrekords an den Altflughäfen Tegel und Schönefeld um drei Prozent auf 270 Millionen Euro gestiegen. Dort wurden 25,3 Millionen Passagiere abgefertigt. Fölster erwartet, dass die Umsatz- und Passagierzahlen in diesem Jahr noch weiter steigen. Zur Ergebniserwartung sagte sie: "Ich hoffe, dass wir bessere Zahlen haben werden."

Wie im Vorjahr trugen 2012 die Zinsen für den Neubau zum Verlust bei, Hinzu kam eine höhere Risikovorsorge und Leasingzahlungen für Gebäude, die Investoren am neuen Flughafen gebaut haben, unter ihnen Parkhäuser. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen lag mit 58 Millionen Euro etwa ein Drittel niedriger als im Vorjahr.

Mehdorn will den neuen Flughafen schrittweise in Betrieb nehmen

Die Flughafengesellschaft gehört zu jeweils 37 Prozent den Ländern Berlin und Brandenburg. 26 Prozent hält der Bund. Mehdorn skizzierte seine Pläne, den neuen Flughafen schrittweise in Betrieb zu nehmen. Im Juli werde das Frachtzentrum eröffnet, anschließend Parkhäuser. Mehdorn erwägt zudem, den Nordflügel des Terminals mit einer kleineren Fluggesellschaft wie Easyjet, Condor oder Norwegian Airlines in Betrieb zu nehmen und diese von der Nordbahn starten zu lassen, die schon dem benachbarten alten Flughafen Schönefeld dient. Das soll vor allem Testzwecken dienen. "Mitte Juli werden wir entscheiden, ob wir es definitiv machen", kündigte Mehdorn an.

Nicht in jedem Fall brauche man den Bahnhof und die Gepäckanlage unter dem Hauptgebäude, in dem die Brandschutzprobleme noch nicht behoben sind. Die neue Südbahn soll Mitte 2014 betriebsbereit sein. "Wir haben vor 14 Tagen den Antrag gestellt", sagte Mehdorn. Ein Eröffnungstermin lasse sich daraus nicht ableiten. Die Piste werde zunächst für Testflüge gebraucht. "Ich frage mich, warum man das noch nicht schon vor einem Jahr gemacht hat", kritisierte Mehdorn. Einen Termin- und Kostenplan für das Gesamtprojekt will er im September vorlegen. Dann will er auch das Geschäftsmodell näher beschreiben. Der Flughafen-Chef erhofft sich vor allem Umsteigepassagiere in den Norden und Osten Europas. "Wir haben die Chance, da schon ein bisschen Drehkreuz zu sein."

Mehdorn warnte vor weiteren Kostensteigerungen beim Schallschutz, sollte das Urteil des Berlin-Brandenburger Oberverwaltungsgerichts (OVG) Bestand haben. Es hatte den Flughafen verpflichtet, das strenge Schutzniveau zu gewährleisten, dass die Planfeststellung vorsieht. Die Betreiber hatten ursprünglich nur 139 Millionen Euro für Schallschutzfenster und Lüfter in den Umland-Häusern eingeplant, nach dem Urteil könnte die Summe auf 730 Millionen Euro steigen.

Laut Flughafen sind weitere Steigerungen möglich. Denn nach dem OVG-Beschluss hätten bis zu 90 Prozent der Anwohner Anspruch auf eine Entschädigung, die nicht zweckgebunden ist. Bauen sie damit keine Schallschutz ein, könnten sie später auf Grundlage des Fluglärmgesetzes Fenster und Lüfter fordern. "Ordentliche Leute würden das gar nicht probieren", sagte Mehdorn. "Aber man kann nicht ausschließen, dass es welche tun." Mehdorn erwägt, das Urteil anzufechten, um die Kosten für den Schallschutz zu drücken.

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