Süddeutsche Zeitung

Flughäfen:Shopping-Center mit Landebahn

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Gut fünf Millionen Passagiere bevölkern im Durchschnitt monatlich den größten deutschen Airport in Frankfurt. In München sind es mehr als 3,5 Millionen. Diese Menschen wollen versorgt sein.

Von Stefan Weber

Mancher Flughafen, behaupten Spötter, habe sich zum Shoppingcenter mit angeschlossener Start- und Landebahn entwickelt. Ganz so ist es natürlich nicht. Aber ein Blick in die Bilanzen der Flughafengesellschaften zeigt, dass der "Non-Aviation-Bereich", zu dem neben Handel und Gastronomie die Vermarktung von Park- und Werbeflächen gehört, mancherorts schon mehr als 40 Prozent des Umsatzes ausmacht. Gut fünf Millionen Passagiere bevölkern im Durchschnitt monatlich den größten deutschen Airport in Frankfurt. In München sind es mehr als 3,5 Millionen, und Düsseldorf als Nummer drei unter den Flughäfen in Deutschland meldet ein Passagieraufkommen von zwei Millionen. Hinzu kommen die vielen tausend Menschen, die im Umfeld der Flughäfen arbeiten - auch sie sind für Händler und Gastronomen eine wichtige Zielgruppe. Nicht überraschend vermarkten die drei größten Airports auch die meisten Mietflächen. In Frankfurt sind es lauf Studie des EHI 276, München kommt auf 211, und Düsseldorf folgt mit gehörigem Abstand auf Platz drei (106 Mietflächen).

Der Branchenmix unterscheidet sich, je nachdem welchen Bereich man betrachtet: den Sicherheitsbereich, also den Teil des Flughafens, den die Passagiere nach Gepäckabgabe und Zollkontrolle betreten, und den öffentlichen, für jedermann zugänglichen Bereich. Die "Luftseite" gilt für Händler als attraktiver, weil die Passagiere dort meist entspannter sind. Sie schlendern bis zum Abflug noch ein wenig durch die Geschäfte und sind dabei nach Einschätzung von Experten oft besonders kauffreudig. Entsprechend dominiert hier der Einzelhandel (61 Prozent der Mieter, vor allem Anbieter von Duty Free-Artikeln und Accessoires) vor der Gastronomie (31 Prozent) und Dienstleistern (8 Prozent). Im öffentlichen Bereich gibt die Gastronomie (48 Prozent) den Ton an, vor dem Einzelhandel (35 Prozent, insbesondere Mode-Verkäufer) und Dienstleistern (17 Prozent).

Weil die Kunden international sind, sollten die Beschäftigten der Laden- und Gastronomiebetreiber mehrsprachig sein. In Düsseldorf beschäftigten viele Händler sogar Verkäuferinnen mit japanischen, chinesischen oder russischen Sprachkenntnissen. Das nützt dem Geschäft, treibt aber auch die Personalkosten.

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Quelle:
SZ vom 09.03.2018
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