Sicherheitsrisiko:Airlines meiden die Region Teheran

Lufthansa

Die Lufthansa strich Flüge nach Teheran zunächst bis einschließlich 20. Januar.

(Foto: Silas Stein/dpa)

Nach dem Abschuss eines Passagierflugzeugs sei das Risiko zu groß, heißt es etwa bei der Lufthansa. Zahlreiche Flüge werden gestrichen oder umgeleitet.

Von Katharina Kutsche

Der versehentliche Abschuss der Boeing 737 in Iran, bei dem 176 Menschen ums Leben kamen, hat inzwischen auch große Auswirkungen auf die gesamte Luftfahrtbranche. Die Lufthansa stoppte vorerst ihre Flüge nach Teheran. Das gab die Fluggesellschaft am Freitagmittag in Frankfurt bekannt. Sowohl die Lufthansa als auch ihre Konzerntöchter, etwa Austrian Airlines und Eurowings, fliegen bis einschließlich 20. Januar nicht in die iranische Hauptstadt. Dies sei "aufgrund der unklaren Sicherheitslage für den Luftraum rund um den Flughafen in Teheran" so entschieden worden, hieß es.

Die iranische Hauptstadt hat zwei Flughäfen, den Imam Khomeini International Airport und den Mehrabad International Airport. Der Imam Khomeini Flughafen, von dem die später abgestürzte Boeing gestartet war, ist nach eigenen Angaben der drittgrößte seiner Art in Iran; er zählte allein im Jahr 2018 knapp neun Millionen Passagiere.

Bereits zwei Tage vor dem Absturz, am Montag, hatte es eine Warnung über Sicherheitsrisiken wegen Militäroperationen gegeben, konkret für den Irak. Sicherheitsmeldungen dieser Art, in der Fachsprache Notice to Airmen (NOTAM), werden über internationale und nationale Stellen an Fluggesellschaften und Piloten verbreitet.

In Deutschland stellt die Deutsche Flugsicherung (DFS) diese Daten zur Verfügung - sie veröffentlicht aber nur und gibt keine Empfehlungen, erklärt eine DFS-Sprecherin. Es sei die Entscheidung der Airlines, über welche Routen und durch welche Sektoren sie fliegen. Die DFS nehme ihre hoheitlichen Aufgaben nur für den deutschen Luftraum wahr.

Aus dem zuständigen Bundesverkehrsministerium (BMVI) hieß es am Freitagnachmittag auf Anfrage: "Wir beobachten die Sicherheitslage intensiv und stehen dazu im engen Austausch mit dem Auswärtigen Amt." Am Donnerstagabend um 20.44 Uhr sei eine NOTAM mit sofortiger Wirkung für die Regionen Teheran und Iran veröffentlicht worden. Diese gelte zunächst bis zum 13. Januar. Wie eine BVMI-Sprecherin betonte, handele es sich dabei nicht um ein Verbot, sondern um eine Empfehlung an die Luftfahrtunternehmen, die Sachlage in ihren Risiko-Bewertungen zu berücksichtigen. "Auf eventuelle Veränderungen der Erkenntnislage im betroffenen Luftraum werden wir natürlich unverzüglich reagieren."

Die Lufthansa hatte ihre Flüge nach Teheran infolge des Absturzes zunächst nur kurzfristig abgesagt, am Donnerstag sollte der Betrieb wieder aufgenommen werden. Zwei Flugzeuge waren von Frankfurt und mit Austrian Airlines von Wien aus unterwegs in die iranische Hauptstadt, wurden jedoch auf Anweisung der Lufthansa-Konzernsicherheit vorsorglich wieder zurückgeholt.

Die US-Luftfahrtaufsicht verbietet Airlines, die Region Teheran zu überfliegen

Einen für Freitag geplanten Flug von Frankfurt nach Teheran strich das Unternehmen anschließend ebenfalls. Gemeinsam mit nationalen und internationalen Behörden bewerte die Lufthansa die Sicherheitslage für den Flughafen Teheran sowie den gesamten iranischen Luftraum nun weiter. "Sobald uns Detailinformationen vorliegen, werden wir entscheiden, ob beziehungsweise ab wann unsere Iran-Flüge wieder durchgeführt werden können."

Die US-amerikanische Luftfahrtaufsicht FAA hatte Airlines aus den USA per NOTAM schon am Mittwoch verboten, die Region Teheran zu überfliegen. Gleiches gilt für den Persischen Golf und den Golf von Oman. Seit Dienstag gibt es ein solches Verbot für die Region Bagdad mit derselben Begründung: "Wegen der verstärkten militärischen Aktivitäten und erhöhten politischen Spannungen im Nahen Osten, die ein unbeabsichtigtes Risiko für die zivile US-Luftfahrt darstellen, infolge des Potenzials an Fehlkalkulationen oder Fehlidentifikation."

Auch andere Fluggesellschaften meiden den Luftraum über Iran. Die Airline Norwegian etwa leitet "als Vorsichtsmaßnahme" ihre Flüge von und nach Dubai bis auf Weiteres um. Die russische Luftfahrtbehörde riet Airlines davon ab, Iran oder Irak zu überfliegen. Die Flugsicherheit der Ukraine verbot Flüge über Iran.

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