Süddeutsche Zeitung

Flüchtlinge:Migration lohnt sich

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Von Guido Bohsem, Berlin

Arbeitsuchende Migranten haben einen positiven Effekt auf die Wirtschaft ihres Ziellandes. Das ist das Ergebnis einer Studie der Internationalen Arbeitsorganisation ILO, der Weltbank und der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Sie liegt der Süddeutschen Zeitung vor und soll an diesem Freitag beim Treffen der Arbeitsminister aus den 20 führenden Industriestaaten (G 20) veröffentlicht werden.

Doch nicht nur die Zielländer profitierten von der Wanderungsbewegung, sondern auch die Herkunftsländer, heißt es in der Untersuchung. Durch die Zahlungen in die Heimatländer würden dort Kinderarbeit reduziert und eine bessere Schulbildung finanziert. Zurückkehrende Migranten hätten das Potenzial, einen positiven Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung ihres Heimatlandes zu machen - und zwar durch die im Ausland erhaltene Bildung, Erfahrung und Geld.

Wer schlecht behandelt wird, kann einem Land auch nicht nutzen

Für die Zielländer gebe es starke Hinweise, dass die Migranten in den meisten Ländern mehr Steuern und Abgaben zahlten als sie an Leistungen erhielten. Sie trügen zudem wesentlich zum Arbeits- und Bildungspotenzial bei, das in bestimmten Sektoren benötigt werde. Denn die Zahl der gut ausgebildeten Migranten habe in den vergangenen zehn Jahren deutlich zugenommen. Zudem wachse die Zahl der Frauen, die auswanderten. Etwa die Hälfte der Migranten (128 Millionen) lebt nach den Angaben in den Ländern der G 20. Seit Beginn der Wirtschaftskrise sei der jährliche Zuzug in diese Länder jedoch um etwa zehn Prozent gesunken.

Hohe Hürden stellen die internationalen Organisationen beim Nutzen der Kenntnisse der Migranten fest. Es gebe große Barrieren, die eine Anrechnung der Qualifikationen erschwerten. Dies bleibe eine der großen Herausforderungen für die G 20, heißt es in dem Papier weiter. Die Experten schlagen daher eine gemeinsame Plattform vor, auf der die G-20-Länder ihre Ansätze vorstellen und vergleichen könnten, um die am besten funktionierenden zu übernehmen.

Der größte wirtschaftliche Schaden entstehe durch die schlechte Behandlung der Migranten. Oft seien sie Gegenstand von Missbrauch, ihnen werde der Zugang zu gleichen und fairen Löhnen und Arbeitsbedingungen verstellt, womit sie weniger Möglichkeiten hätten, ihrem Einwanderland zu nutzen.

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Quelle:
SZ vom 04.09.2015
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