Flixbus und Postbus:Wäre die Fernbus-Fusion nicht ein Fall für das Kartellamt?

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Obwohl Flixbus seinen Marktanteil stetig weiter ausbaut, wird das Bundeskartellamt die Übernahme nicht prüfen. Der Zusammenschluss sei nicht anmeldepflichtig, sagt die Behörde. Dafür ist der Umsatz der Fernbus-Anbieter schlicht zu gering. Die Wettbewerbshüter prüfen Übernahmen erst, wenn beide betroffenen Unternehmen zusammen mehr als 500 Millionen Euro pro Jahr umsetzen. Soweit sind Flixbus und Postbus offenbar noch nicht. Beide Unternehmen hatten das Kartellamt zuvor über ihre geplante Fusion informiert. Verbraucherschützerin Jungbluth kritisiert die Zurückhaltung der Behörde: "Dass das Kartellamt die Übernahme nicht prüft, ist aus Verbrauchersicht nicht nachvollziehbar."

Fernbus-Experte Gipp hingegen findet die Konkurrenz zwischen den einzelnen Fernbus-Anbietern nicht entscheidend für den Fernverkehr in Deutschland. "Im Vordergrund steht der Wettbewerb zwischen den verschiedenen Verkehrsmitteln: PKW, Bahn, Fernbus und Flugzeug", sagt der Forscher. "Es ist nicht zu erwarten, dass nun die Wettbewerbsintensität im gesamten Fernverkehr sinkt."

Wann werden die Postbusse von den Straßen verschwinden?

Bis zum 31. Oktober soll sich bei den Postbus-Linien nichts ändern. Bis dahin können Reisende weiter wie gewohnt buchen, teilen die Unternehmen mit. Ab Anfang November will Flixbus die Postbus-Linien nach und nach in das eigene Netz integrieren, Fahrpläne aufeinander abstimmen und doppelte Kapazitäten streichen. Den Markennamen Postbus hat sich Flixbus nicht gesichert. Die gelben Busse werden also irgendwann aus dem Straßenbild verschwunden sein.

Was hat die Liberalisierung des Fernbus-Marktes bislang gebracht?

Im vergangenen Jahr waren 20 Millionen Fahrgäste mit Fernbussen in Deutschland unterwegs. Im Jahr 2012, also vor der Liberalisierung, waren es lediglich drei Millionen Reisende. Dieses starke Wachstum geht zwar zulasten des Umsatzes der Deutschen Bahn, da diese sich gezwungen sieht, deutlich mehr Sparpreise anzubieten als zuvor; es sind insgesamt aber mehr Reisende im Fernverkehr unterwegs als vor der Reform. Die Bahn hält ihre Fahrgastzahl seit Jahren konstant bei etwa 131 Millionen Fahrgästen pro Jahr. Vor allem Schüler, Studierende oder ältere Menschen bevorzugen jedoch häufig die günstigen, aber langsameren Fernbusse.

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