Flixbus:Der Milliardär und die Busse

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André Schwämmlein hat Flix mit Studienkollegen gegründet und ist heute Vorstandsvorsitzender. (Foto: Flix)

Deutschlands reichster Mann, Klaus-Michael Kühne, und eine Beteiligungsfirma übernehmen ein Drittel an Flixbus. Auf den ersten Blick kommt das überraschend – für die Flix-Gründer und deren Pläne ist das aber gut.

Von Caspar Busse

Die Idee hatten sie damals auf der Rückfahrt von einem Skiausflug. André Schwämmlein und zwei Studienfreunde von der Uni Erlangen wollte schon länger ein Unternehmen gründen. Dann las Schwämmlein, dass die Bundesregierung den Fernbusmarkt in Deutschland, der bis dahin von der Deutschen Bahn beherrscht wurde, liberalisieren will. Das Trio, das damals noch bei einer Beratungsfirma arbeitete, entwickelte abends und am Wochenende seine Geschäftsidee: eine Mobilitätsplattform im Internet. 2013, vor elf Jahren, fuhr dann der erste Flixbus – von München nach Erlangen.

Heute ist Flix nicht nur eines der erfolgreichsten Start-ups in Deutschland, sondern auch der dominierende Fernbusanbieter in Deutschland und anderen Ländern. Die grünen Flixbusse sind überall unterwegs und überall bekannt. Das Unternehmen machte zuletzt mit 3000 Mitarbeitern rund zwei Milliarden Euro Umsatz und ist in 43 Ländern unterwegs. 2023 hat die Firma mehr als 80 Millionen Fahrgäste befördert. In den USA etwa hat sie 2021 den traditionsreichen Busbetreiber Greyhound übernommen, auch in Indien ist Flix bereits aktiv. Klares Ziel von Flix sei die Marktführerschaft in allen Ländern, in denen das Unternehmen aktiv ist, teilt die Firma mit. In Deutschland wollen die Münchner mit dem eigenen Angebot Flixtrain auch der Deutschen Bahn Konkurrenz machen. „Wir wollen eine globale Marke im Mobilitätsmarkt werden“, sagte Schwämmlein im vergangenen Jahr.

Es ist also auch eine Erfolgsstory, die Schwämmlein in den vergangenen zehn Jahren geschrieben hat. Seit Längerem ist deshalb auch ein Börsengang im Gespräch, die Vorbereitungen liefen, auch weil Investoren aussteigen wollten. Doch das ist jetzt vom Tisch. Denn Schwämmein, der Vorstandsvorsitzender ist, hat eine andere Lösung gefunden: Der Hamburger Milliardär Klaus-Michael Kühne und die schwedische Beteiligungsgesellschaft EQT steigen nach eigenen Angaben ein, bringen neues Geld für das weitere Wachstum ein und zahlen andere Gesellschafter teilweise aus. Sie investieren zusammen offenbar etwa eine Milliarde Euro und haben dann am Ende 35 Prozent an Flix.

Es gilt als vermögendster Mann Deutschlands: Klaus-Michael Kühne. (Foto: Christina Sabrowsky/picture alliance)

Warum steigt Deutschlands reichster Mann bei einem Busunternehmen ein? Kühne, 87, mit Wohnsitz in der Schweiz, kommt laut Forbes auf ein geschätztes Vermögen von 42,5 Milliarden Dollar und ist unter anderem Großaktionär der schweizerischen Spedition Kühne & Nagel, der Reederei Hapag-Lloyd sowie größter Lufthansa-Aktionär. Außerdem ist er als Finanzier des Fußballklubs Hamburger SV bekannt und hat den Bau der Elbphilharmonie unterstützt. Kühne sei einer der größten strategischen Investoren im Logistik- und Verkehrsgewerbe, sagte Karl Gernandt, Präsident des Verwaltungsrats der Kühne Holding AG. Es könnte nun auch Synergien zwischen den bisherigen Beteiligungen und Flix geben. Ob damit auch Lufthansa gemeint sein könnte, ist offen. „Außerdem wollen wir Flix bei der Expansion des internationalen Netzwerks unterstützen“, teilte Gernandt mit. Kühne gilt zumindest als langfristiger Investor, der nicht gleich wieder rauswill.

Der geplante Börsengang ist jetzt vom Tisch

Auch EQT will langfristig dabei bleiben. „Wir haben einen etwas längeren Atem als ein klassischer Fonds. Bei uns ist die Laufzeit 15 Jahre, nicht zehn“, sagt EQT-Manager Andreas Aschenbrenner zu Reuters. Das Geld kommt aus dem EQT Future Fund, der erst Anfang des Jahres aufgelegt wurde und der in den Bereichen Klima, Umwelt und Gesundheit investieren will. Fernbusfahren gilt als klimafreundlicher als etwa Flug- oder Autoreisen. Flix betreibt auch nur die Online-Plattform und vermittelt die Fahrten, die Fernbusse selbst kommen von unabhängigen Busunternehmern, die für Flix tätig sind.

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„Wir könnten uns keine besseren Partner wünschen, um unsere strategischen Ziele zu erreichen“, sagte Schwämmlein zum Einstieg. Und damit hat er womöglich recht. Denn eine Alternative wäre ein Börsengang gewesen. Doch der wäre mit Unabwägbarkeiten verbunden gewesen, zumal das Umfeld in Deutschland für Börsengänge unsicher war. So wäre Flix stärker von kurzfristigen Erfolgen abhängig gewesen und hätte immer Quartalsberichte erstellen müssen. Zwar ist die Firma schon jetzt profitabel, aber die Geschäfte sind noch im Aufbau begriffen. Zudem kommt nun auch neues Kapital in die Firma. Wie genau künftig die Anteile verteilt sind, ist offen. Schwämmlein und die beiden anderen Gründer werden weiter beteiligt sein.

Für Schwämmlein, der zu den neuen Investoren offenbar ein gutes Verhältnis hat, bedeutet das auch mehr Freiheit. „Wir haben Flix nicht gegründet, um die Firma irgendwann vollständig zu verkaufen“, sagte Schwämmlein im vergangenen Jahr der SZ. Er habe vielmehr noch große Pläne, fügte er an: „Unsere Ambition ist, dass Flix in 100 Jahren immer noch da ist.“ Das – immerhin – ist noch ein sehr langer Weg.

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