Flick Privatstiftung:Fragwürdige Deals mit der Hypo Alpe Adria

Zu den bevorzugten Handelspartnern der Milliardärs-Witwe Ingrid Flick und der Flick Privatstiftung haben früher auch die Hypo Alpe Adria, deren einstiger Vorstandschef Wolfgang Kulturer und weitere Geschäftsleute aus der Skandalbank und ihrem Umfeld gezählt. Das sorgt nun für Ärger.

Klaus Ott

Ingrid Flick, die Witwe des früheren Industriellen Friedrich Karl Flick, hat längst ausgesorgt. Als ihr Mann im Oktober 2006 starb, hinterließ er ein riesiges Vermögen. Auf gut fünf bis sechs Milliarden Euro wurde es damals geschätzt. Um das Geld muss sich die reiche Österreicherin, die in Kärnten am schönen Wörthersee zuhause ist, also nicht sorgen. Aber darum, ob sie immer alles richtig angelegt und den richtigen Leuten vertraut hat.

Zu den bevorzugten Handelspartnern der Milliardärs-Witwe und der Flick Privatstiftung haben früher auch die Hypo Alpe Adria, deren einstiger Vorstandschef Wolfgang Kulturer und weitere Geschäftsleute aus der Skandalbank und ihrem Umfeld gezählt. Das sorgt nun für Ärger.

Nicht für Ingrid Flick persönlich, aber für die Privatstiftung. Was sich in Österreich abspielt, ist ein paar Nummern kleiner als der große Parteispendenskandal in den achtziger Jahren in Deutschland, der mit dem Namen Flick verbunden war. Aber Aufsehen erregt es schon. Die Staatsanwaltschaft in Kärntens Hauptstadt Klagenfurt ermittelt gegen die Flick Privatstiftung, weil die von fragwürdigen Deals mit der Hypo Alpe Adria unrechtmäßig profitiert haben könnte. Vor ein paar Wochen haben Beamte die Stiftungsbüros in Wien aufgesucht und dort einiges mitgenommen. Inzwischen ist ein Verfahren eingeleitet worden, das auch in Deutschland aufmerksam registriert werden dürfte.

Denn die Geschäfte rund um die in Kärnten ansässige Hypo Alpe Adria, die von den dortigen Strafverfolgern untersucht werden, sind auch für Bayerns Landesbank wichtig. Die BayernLB hatte das österreichische Skandalinstitut vor Jahren erworben und später mit einem Verlust von 3,7 Milliarden Euro wieder abgestoßen.

Man hätte die Kärntner Bank nie und nimmer gekauft, hätte man gewusst, dass deren Bilanzen falsch gewesen seien, sagt die BayernLB heute und klagt auf Schadenersatz. Anlass sind von der Hypo Alpe Adria in den Jahren 2006 und 2007 ausgegebene Vorzugsaktien.

Den Käufern war heimlich zugesichert worden, auf deren Wunsch hin die Aktien wieder zurückzunehmen. Später flog das auf. Die insgesamt 100 Millionen Euro, die damals in die Hypo Alpe Adria hineinflossen, seien also zu Unrecht als Eigenkapital bilanziert worden. Das glauben zumindest die BayernLB und die Klagenfurter Staatsanwaltschaft.

Ingrid Flick und die Flick Privatstiftung hatten 39 Millionen Euro in die Kärntner Bank investiert und daran binnen zwei, drei Jahren immerhin einige Millionen Euro verdient.

Ein Teil des Profits, knapp 1,8 Millionen Euro, soll überhöht gewesen sein. Davon haben Ingrid Flick 750.000 Euro und die Stiftung 1.044.000 Euro kassiert. Das hat ein Gutachter für die Klagenfurter Staatsanwaltschaft ausgerechnet. Ermittelt wird nur gegen die Stiftung, nicht gegen Ingrid Flick.

Letzten Endes geht es also um die etwas mehr als eine Millionen Euro. Ein kleiner Betrag im Vergleich zu dem Milliardenvermögen, das Friedrich Karl Flick interlassen hat. Vielleicht hätte sich seine Witwe den Ärger um die Stiftung ersparen können, wenn sie etwas genauer hingeschaut hätte, mit wem sie sich einlässt.

Erkenntnissen der Klagenfurter Staatsanwaltschaft zufolge soll der frühere Hypo-Chef Kulterer der Flick Privatstiftung die Hypo-Vorzugsaktien angeboten haben. Das war dann wohl ein Geschäft mit sich selbst. Denn Kulterer war nicht nur Vorstand (und später Aufsichtsratschef) der Bank, sondern auch der Flick Privatstiftung.

Zu den Stiftungsvorständen gehörte damals außerdem ein Berater der Hypo, der an dem Aktiendeal zwischen Stiftung und Hypo ebenfalls mitgewirkt hatte. Diese doppelte Doppelrolle wird nun von der Staatsanwaltschaft untersucht. Kulterer und der Berater könnten nicht nur als Hypo-Manager, sondern auch als Stiftungsvorstände rechtswidrig gehandelt und so der Stiftung einen unzulässigen Vorteil verschafft haben, lautet der Verdacht.

Deshalb wird nach dem Verbandsverantwortlichkeitsgesetz, so heißt das in Österreich, gegen die Flick Stiftung ermittelt. Die hätte als Organisation unrechtmäßig gehandelt und profitiert, sich also strafbar gemacht. Früher hatte Kulterer das Vertrauen von Ingrid Flick, heute hört sich das anders an. Die Flick Stiftung erklärt, jene Personen, wegen denen ermittelt werde, seien inzwischen aus dem Stiftungsvorstand ausgeschieden.

Die Stiftung sagt auch, man kooperiere mit der Staatsanwaltschaft, man habe alle erforderlichen Unterlagen freiwillig übergeben, und man untersuche alles selbst. Außerdem habe die Stiftung die Dividende aus dem Aktiendeal mit der Hypo bei einem Notar hinterlegt.

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