Flatrate von Airlines:Einmal zahlen, immer fliegen

Sonne und Flugzeug

In den USA soll es eine Flatrate fürs Fliegen geben. Das hatte schon mal eine Fluggesellschaft probiert - und sich später gewünscht, es nicht getan zu haben.

(Foto: dpa)
  • Ab November will OneGo in den USA eine landesweite Flatrate für Flüge anbieten.
  • Das Paket für die gesamten Vereinigten Staaten kostet knapp 3000 Dollar im Monat.

Von Jan Schmidbauer

Schon die Pioniere der Luftfahrt, die vor mehr als 100 Jahren den Himmel eroberten, brauchten Mut. Sie versuchten sich an Dingen, die noch keiner geschafft hatte. Paulius Grigas, der Chef des Start-ups OneGo, will nicht das Fliegen neu erfinden. Doch er möchte ein Geschäftsmodell wiederbeleben, das im Luftverkehr noch nie so recht funktioniert hat. Ab November will OneGo in den USA eine landesweite Flatrate für Flüge anbieten. Das Konzept: Die Kunden zahlen einen monatlichen Betrag und können dafür so viel und so oft abheben, wie sie wollen. Dafür arbeitet OneGo mit einigen namhaften Airlines zusammen. Wer nur an der Westküste unterwegs sein will, zahlt 1500 Dollar im Monat. Das Paket für die gesamten Vereinigten Staaten kostet knapp 3000 Dollar.

Eigentlich liegt die Idee nahe. Flatrates gibt es fürs Telefonieren, in Cocktail-Bars und in Rippchen-Restaurants. Aber auch die Konkurrenten der Airlines bieten All-Inclusive-Tarife an. Die Deutsche Bahn etwa verkauft für gut 4000 Euro im Jahr die Bahn Card 100. Damit können Kunden ein Jahr lang unbegrenzt durch Deutschland fahren.

Auch in der Luftfahrt gab es schon Unternehmen, die Flatrates angeboten haben. Potenzielle Kunden halten sich auf den Flughäfen dieser Welt ja zur genüge auf. Wer kennt sie nicht, die Vielflieger mit den engen Zeitplänen und den schicken Alukoffern, die schon 20 Meter vor dem Gate die Goldkarte zücken, um zu zeigen: Ich bin ein Premium-Kunde. Wer zum erlauchten Kreis der Lounge-Berechtigten gehört, muss bislang trotzdem jeden einzelnen Flug bezahlen - egal wie oft er fliegt.

Enormes Risiko

Es gibt aber auch viele Gründe, warum sich die Flatrate fürs Fliegen nie so recht durchsetzen konnte. Der entscheidende: Ein Unternehmen, das so einen Pass anbietet, geht ein enormes finanzielles Risiko ein. So gilt die Flatrate der Fluggesellschaft American Airlines noch heute als eines der schlechtesten Geschäfte in der Unternehmensgeschichte. In den 1980er-Jahren bot American seinen Kunden den sogenannten "AAirpass" an. 250 000 Dollar kostete der grenzenlose Zugang zum Himmel. Die Kunden durften damit bis an ihr Lebensende unbegrenzt fliegen. In der First Class. Für 150 000 Dollar Aufschlag konnte man sogar eine Begleitung mitnehmen.

Es vergingen einige Jahre, bis die Fluggesellschaft merkte, dass die Rechnung nicht ganz aufging. Das lag zum einen am Kleingedruckten: Die Kunden sammelten auch für Gratisflüge Prämienmeilen. Besonders teuer waren für die Fluggesellschaft jedoch Leute wie Steve Rothstein. Dieser flog besonders gerne nach Rhode Island (wegen der guten Sandwiches) oder nach New York City (weil dort die Yankees spielen). Laut der New York Post soll er seine Flatrate auch genutzt haben, um gestrandeten Obdachlosen einen Heimflug zu spendieren oder einen Priester zum Papstbesuch nach Rom zu bringen. 10 000 Mal soll Rothstein abgehoben sein. Für American Airlines entstanden Kosten in Millionenhöhe.

OneGo dürfte aus den Fehlern von American Airlines gelernt haben. Jedenfalls hat das Unternehmen einige Bedingungen an sein Angebot geknüpft. Die Flüge müssen sieben Tage im Voraus gebucht werden, Stornierungen kosten extra und die Zahl der offenen Reservierungen ist begrenzt. Außerdem gilt das Ticket nur für die Holzklasse. Wer mehr Service will, muss draufzahlen. So will das Unternehmen die Risiken kalkulierbar machen und sich Kunden wie Steve Rothstein vom Leib halten. American Airlines nahm Rothstein 2008 das Ticket ab. Er habe betrogen, so der Vorwurf. Das Ende der grenzenlosen Freiheit war für ihn ein schwerer Schlag. "Sie haben mir mein Hobby genommen", sagte er, "und mein Leben."

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