Sechs Wochen ist es nun her, dass die Krise mehrerer Banken die Finanzwelt in Aufruhr versetzte. In den USA gingen zwei Geldhäuser pleite, in der Schweiz musste die angeschlagene Credit Suisse mit der UBS zwangsfusioniert werden. Danach kehrte an den Finanzmärkten eine Zeit lang relative Ruhe ein. Doch dass die Bankenkrise noch lange nicht ausgestanden ist, zeigen nun die Vorgänge um die US-Regionalbank First Republic.
Diese veröffentlichte am Montagabend Zahlen, die die Nervosität in der Branche sofort wieder aufflammen ließen. Demnach zogen Kunden von First Republic im ersten Quartal dieses Jahres 100 Milliarden Dollar an Einlagen ab; diese haben sich damit fast halbiert. Die Kunden flüchten zu größeren Instituten, die als "too big to fail" (zu groß, um zu scheitern) gelten. Analysten hatten nur einen etwa halb so großen Abfluss von Geld erwartet. Denn First Republic war in den kritischen Tagen vor sechs Wochen mit staatlichen Garantien gestützt worden. Offenbar reichte das aber nicht, um die Kunden zu beruhigen - ein Zeichen dafür, dass das Vertrauen noch nicht zurückgekehrt ist. Und das gilt nicht nur für First Republic, sondern für den gesamten Bankenmarkt, vor allem den regionaler Institute in den USA.
Der Aktienkurs von First Republic brach daraufhin um 50 Prozent ein. Der Kursverfall seit Jahresbeginn beträgt inzwischen 93 Prozent - das Geld von Investoren ist fast komplett verloren. Auch die Papiere anderer Regionalbanken wurden mit nach unten gezogen: PacWest Bancorp etwa verloren bis zu neun Prozent, Western Alliance Bancorp knapp sechs Prozent. Auch große Banken in den USA litten unter Verlusten. In Deutschland büßten die Aktien von Deutscher Bank und Commerzbank am Dienstag gut drei Prozent ein. Am Mittwoch eröffnete die deutsche Börse mit 0,5 Prozent im Minus. "Diejenigen, die an die Bankenkrise bereits einen Haken gemacht haben, könnten das zu früh getan haben", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners.

Finanzmärkte:Aktien der First Republic Bank stürzen um 75 Prozent ab
Anleger befürchten, dass ihr Geld bei der US-Privatbank nicht mehr sicher ist. US-Präsident Biden versucht, die Amerikaner zu beruhigen.
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Die größten US-Banken hatten auf dem Höhepunkt der Krise 30 Milliarden Dollar eigener Mittel bei First Republic geparkt, um das angeschlagene Institut zu stützen. Auch das trug offensichtlich nicht dazu bei, die Kunden zu beruhigen. Das Institut kündigte nun an, die Belegschaft um ein Viertel zu verringern, das Kreditgeschäft einzudampfen und auch andere Aktivitäten einzuschränken. Analysten äußerten sich besorgt darüber, dass die Bank wegen des Schwunds an Einlagen schlechter dastehe als ihre Konkurrenten. Weil sie sich zu höheren Zinsen selbst finanzieren müsse, könne sie mit Krediten nicht so hohe Gewinne erzielen wie die Wettbewerber. "Die First Republic ist in Bezug auf das Ausmaß des Stresses, unter dem sie steht, in einer sonderbaren Lage", sagte David Chiaverini, Analyst bei Wedbush Securities Inc. Er geht davon aus, dass die Bank in den nächsten Jahren operative Verluste machen werde.
Bankchef Mike Roffler gab in einer Telefonkonferenz Durchhalteparolen aus. "Wir unternehmen weiterhin Schritte zur Stärkung unseres Geschäfts", erklärte er. Entgegen der üblichen Gepflogenheiten beantwortete er eine Reihe von Fragen der Analysten nicht. Nach nicht einmal 15 Minuten beendete er die Telefonkonferenz.