Am Anfang waren die Ambitionen wie bei allen jungen Finanzunternehmen groß. Kaum dass die Münchner Firma Paymill die ersten Kunden gewonnen hatte, verkündete der Chef selbstbewusst eine "starke Internationalisierung" als Ziel. Auf der eigenen Website hieß es, man sei "einer der größten Zahlungsdienstleister in Europa". Was sich hinter solch großspuriger Selbstvermarktung verbarg, wurde diese Woche klar. Da ging Paymill nämlich ins "vorläufige Insolvenzverfahren". Vulgo: Das Start-up ist pleite. Paymill ist eines der hierzulande inzwischen mehr als 500 Fintechs - junge Finanzfirmen, die für Banken und Versicherer mithilfe neuer technologischer Verfahren zur Konkurrenz werden. Dass viele dieser Start-ups irgendwann wieder verschwinden werden, ist in allen jungen Branchen so. Was allerdings überrascht, ist, wie früh es Paymill erwischte. Satte 18 Millionen Euro steckten Risikokapitalgeber in das Unternehmen, das Kreditkartenzahlungen im Online-Handel vereinfachen wollte. So eine Summe sollte eigentlich reichen, um eine Zeit lang durchzuhalten. Bei Paymill dagegen war nach dreieinhalb Jahren wieder Schluss.
Der Fall könnte eine Lehre für die gefeierte Fintech-Szene sein. Zum Beispiel zeigt sich, dass gerade im Zahlungsverkehr die lukrativen Nischen schwer zu finden sind. Vor Paymill erwischte es zuletzt auch schon die Payment-Fintechs Yapital und Click-and-buy, zudem stellte Avuba seine Bezahl-App ein. Hinzu kommt die Berliner Firma Payleven, die in dieser Woche wohl eher aus Not als aus Überzeugung mit dem Konkurrenten Sum-up zusammenging.
Außerdem deutet die Paymill-Pleite darauf hin, dass zumindest einige der Firmen das Geld, das sie von Wagniskapitalgebern erhalten, ziemlich rasch verbrennen. So schreiben selbst ältere deutsche Fintechs wie Auxmoney oder Smava noch immer Millionenverluste. Auch das mit Abstand größte hiesige Fintech Kreditech muss seinen Wachstumskurs teuer bezahlen. Das Unternehmen verlor 2014 und 2015 jeweils etwa 20 Millionen Euro. Die beiden Fälle aus dieser Woche - Paymill und Payleven - vereint etwas: Beide gehören zum Reich der Samwers. Das sind jene Brüder, die mit dem Online-Modehändler Zalando und ihrer Holdingfirma Rocket Internet zu Milliardären aufstiegen. 2015 machten sie einen Verlust von 197,8 Millionen Euro, nach einem Gewinn von 428,8 Millionen Euro im Vorjahr. Die Samwers sind bekannt dafür, ihre Start-ups schnell aufzupäppeln, um sie dann mit Gewinn zu verkaufen. Zumindest bei Paymill scheiterte diese Strategie. Zudem waren die Brüder offenbar nicht bereit, noch einmal Geld nachzuschießen. Auch das könnte eine Lehre sein: Die Samwers scheinen an Fintech bereits die Lust zu verlieren.