Am Montag nach der Weihnachtsfeier im Dezember 2021 kam Max-Josef Meier ins Büro - und fand seine Belegschaft völlig verstört vor. "Als wäre jemand gestorben", berichtet eine Augenzeugin. Für 17 Uhr lud das Start-up Finn, das Meier gegründet hatte und leitete, alle Mitarbeiter digital zum kurzen "All-Hands Meeting" ein. Ein blasser Meier, so erzählen es Menschen, die dabei waren, entschuldigte sich per Video für die "Vorfälle bei der Weihnachtsfeier". Was genau passiert war, habe er jedoch mit keinem Wort erwähnt. Mitarbeiter berichten, er habe seine Erklärung abgelesen. "Er hat immer nur von sich gesprochen, von seiner Angst, die Firma zu verlieren", sagt eine ehemalige Mitarbeiterin.
#Metoo:"Ich fühle mich seitdem so klein"
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Auf einer Weihnachtsfeier belästigt ein Start-up-Gründer neun seiner Mitarbeiterinnen sexuell. Konsequenzen für den Chef gibt es monatelang nur wenige. Bis die Frauen ihr Schweigen brechen.
Von Christina Kunkel und Kathrin Werner
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