Reaktion auf FinCEN-Files:Aktie der Deutschen Bank fällt stark

Deutsche Bank

Geldwäscher haben die globale Infrastruktur der Deutschen Bank laut den FinCEN-Files länger und in größerem Umfang genutzt als bisher angenommen.

(Foto: dpa)

An den Börsen geraten große Banken nach den Geldwäsche-Enthüllungen unter Druck. Die Grünen sprechen von "Staatsversagen in großem Stil".

Von Jan Schmidbauer

Die Enthüllungen über das Versagen von Banken und Behörden im Kampf gegen Geldwäsche wirken sich auf den Aktienkurs der Deutschen Bank aus. Die Papiere von Deutschlands größtem Geldhaus fielen am Montag zeitweise um fast acht Prozent während der deutsche Leitindex Dax aus Sorge vor neuen Pandemie-Folgen lediglich um gut zwei Prozent nachgab.

Geldwäscher haben die globale Infrastruktur der Deutschen Bank laut den FinCEN-Files nicht nur länger und in größerem Umfang genutzt als bisher angenommen, in der Bank haben auch offenkundig die Sicherheitssysteme versagt. Auch die Papiere anderer Banken, die Teil des Leaks sind, fielen deutlich. Die Aktien der größten europäischen Bank, der HSBC, verloren an der Hongkonger Börse mehr als vier Prozent. Auch die Aktien der britischen Standard Chartered gaben deutlich nach.

Die Grünen im Europaparlament kritisierten die aufgedeckten Defizite im Kampf gegen Geldwäsche als "Staatsversagen in großem Stil". "Dieser Weckruf kommt zur rechten Zeit", sagte Sven Giegold, der wirtschafts- und finanzpolitische Sprecher der Fraktion. "Es ist skandalös, dass internationale Großbanken auch nach der globalen Finanzkrise Geldwäsche in großem Stil zulassen." Alle Versprechen der Banken, die Finger von kriminellem Geld zu lassen, seien spätestens jetzt unglaubwürdig: "Mit einem erfolgreichen Kampf gegen Steuerdumping und Finanzkriminalität wären die öffentlichen Kassen voll statt leer."

SPD-Ko-Chef Norbert Walter-Borjans sprach sich für schärfere Gesetze aus. "Wir brauchen ein Unternehmensstrafrecht, das nicht nur einzelne Mitarbeiter, sondern Täter-Banken im Fall von Rechtsverletzungen als Ganzes zur Rechenschaft zieht - bis hin zum Lizenzentzug", sagte Walter-Borjans der Funke-Mediengruppe.

Die am Sonntagabend vom internationalen Recherchenetzwerk ICIJ, an dem auch die Süddeutsche Zeitung beteiligt ist, bekanntgemachten Informationen aus einem Datenleck des US-Finanzministeriums belegen, dass Banken aus aller Welt über Jahre hinweg Geschäfte mit hochriskanten Kunden abgewickelt haben. Die Dokumente wurden dem Online-Medium Buzzfeed News zugespielt. Sie zeigen, dass Banken trotz strenger Regularien mutmaßliche Kriminelle als Kunden akzeptierten und Überweisungen in Milliardenhöhe für sie ausführten. Gemeldet wurden diese Vorgänge mitunter zögerlich und teils mit jahrelanger Verspätung.

Auch Finanzmarktexperten kritisieren die Versäumnisse von Banken und Behörden. Der frühere Grünen-Bundestagsabgeordnete Gerhard Schick, der den Verein "Bürgerbewegung Finanzwende" leitet, sagte: "Die Finanzmärkte sind ein Schlüssel für die Bekämpfung von organisierter Kriminalität und autokratischen Herrschern. Dementsprechend muss hier endlich angesetzt werden."

Der CSU-Europaabgeordnete Markus Ferber übte vor allem Kritik an den Versäumnissen der deutschen Anti-Geldwäsche-Behörden. "Auch Deutschland ist keine Insel der Glückseligen", sagte er. Die vom Bundesfinanzministerium beaufsichtigte Anti-Geldwäsche-Behörde FIU sei "ein Musterbeispiel dafür, was beim Kampf gegen Geldwäsche alles falsch läuft".

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