Süddeutsche Zeitung

Finanzstabilitätsbericht:Bundesbank warnt vor Ende des Immobilienbooms

Lesezeit: 1 min

Von Markus Zydra, Frankfurt

Da waren sie wieder, die entscheidenden Fragen: Droht ein baldiger Crash an den Finanzmärkten? Wie wahrscheinlich ist das? Und wenn ja: Was könnte ihn auslösen? Claudia Buch schüttelt auf diese Fragen nur den Kopf. "Wenn wir das nur wüssten", sagt die Vizepräsidentin der Bundesbank. "Wir wissen nur, dass die generelle Unsicherheit größer ist als in der Vergangenheit."

In ihrem Finanzstabilitätsbericht, der am Mittwoch veröffentlicht wurde, zeigt die Bundesbank daher die Verwundbarkeiten des Finanzsystems auf. Es wimmelt darin nur so vor Hinweisen auf mögliche Risiken für Marktturbulenzen. Vieles ist sehr hypothetisch, aber nicht ganz unwahrscheinlich. Die deutsche Wirtschaft wächst nun das achte Jahr in Folge und nicht nur die Bundesbank weiß: Kein Boom währt ewig.

Der Fokus des Berichts liegt auf dem Immobilienmarkt: Er ist besonders wichtig für die Finanzstabilität, da Häuser- und Wohnungsfinanzierungen die Hälfte aller Kredite deutscher Banken am Privatsektor ausmachen - und zwei Drittel der Verschuldung privater Haushalte. Die gute Konjunktur und die Nullzinsen haben in dem Immobiliensektor in den vergangenen Jahren für einen massiven Nachfrageschub gesorgt. Die Preise in Deutschland sind stark gestiegen, vor allem in den Ballungszentren. Viel höher, als man erwarten dürfte, meint die Bundesbank. "Rund 15 bis 30 Prozent des Preisanstiegs in den Städten im Jahr 2016 können unsere Modelle nicht erklären", sagte Buch.

Aber eine gefährliche Preisblase? Nein, das nun auch wieder nicht. Zwar gibt es Indikatoren dafür, dass der Häuserpreisboom ausufert. Der kräftige Anstieg der Immobilienpreise betrifft mittlerweile nicht mehr nur die deutschen Großstädte, sondern auch immer mehr kleinere Städte und Gemeinden.

Doch die Bundesbanker sind vorsichtige Zeitgenossen. Sie möchten Panik vermeiden. Trotzdem warnen sie jene, die ein Eigenheim bauen wollen, vor allzu großer Sorglosigkeit: Die Zinsen könnten schon bald wieder steigen, eine Anschlussfinanzierung wird dann teurer.

Ab welchem Preisniveau der Immobilienmarkt drehen könnte, wissen jedoch auch die Bundesbanker nicht. Niemand weiß es. Doch die Bank beruhigt: Derzeit steigen die Immobilienkredite nur moderat, die Banken halten sich an die strengen Vergabekriterien. Wer einen Kredit möchte, braucht Sicherheiten und Eigenkapital. "Je länger Boomphasen dauern, desto größer die Neigung, diese in die Zukunft fortzuschreiben", warnt Buch jedoch. Zwischen den Zeilen heißt das: Seid nicht zu sorglos, übernehmt euch nicht.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3771114
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.