Süddeutsche Zeitung

Finanzmarkt:SIX will spanische Börse übernehmen

Der Schweizer Börsenbetreiber bietet rund 2,8 Milliarden Euro für den spanischen Mitbewerber. Sollte der Deal gelingen, entstünde der drittgrößte Börsenbetreiber in Europa.

Von Isabel Pfaff, Bern

Die Schweizer Börse SIX will die Börse in Madrid (Bolsas y Mercados Españoles, BME) für 2,84 Milliarden Euro übernehmen. Das teilte das Unternehmen am Montag mit. SIX will mit dem Kauf des spanischen Finanzplatzes zum drittgrößten Börsenbetreiber Europas aufsteigen, nach dem paneuropäischen Anbieter Euronext und der Londoner Börse.

Die Schweizer bieten 34 Euro je BME-Aktie, das entspricht nach Angaben von SIX einem Aufschlag von einem Drittel im Vergleich zum Kurs vom vergangenen Freitag und liegt gut 47 Prozent über dem durchschnittlichen Aktienkurs der vergangenen sechs Monate. Finanzieren will SIX den Deal zum Teil aus Barreserven, zum Teil über eine Überbrückungsfinanzierung, die die Credit Suisse zugesichert hat. Wenn die Spanier mindestens 50 Prozent der Aktien plus eine zum Verkauf anbieten, wollen die Schweizer zuschlagen. Die Transaktion könnte schon im ersten Halbjahr 2020 abgeschlossen sein, wie SIX weiter mitteilte.

Schweizer Vermögensverwalter könnten mit der Übernahme ihre Präsenz in der Europäischen Union ausbauen, schreibt SIX in der Mitteilung vom Montag. Seit dem vergangenen Sommer hat die EU der Schweizer Börse die Äquivalenzanerkennung entzogen, Wertpapierhändler aus der EU dürfen also nicht mehr an Schweizer Börsen mit Aktien handeln, die auch anderswo zu haben sind - ein Brüsseler Druckmittel im Streit um das noch immer nicht unterzeichnete Rahmenabkommen zwischen der EU und der Schweiz, das deren Wirtschaftsbeziehungen neu regeln soll. Die entzogene Börsenanerkennung sollte Bern dazu bringen, den Vertrag endlich zu unterschreiben, doch das ist bisher nicht passiert. Wenn nun die Übernahme klappt, würde SIX, unabhängig vom weiteren Verlauf der Gespräche, über einen voll anerkannten europäischen Handelsplatz verfügen.

SIX verweist außerdem auf die guten Verbindungen der Spanier zu Schwellen- und Wachstumsmärkten in Lateinamerika, dem Nahen Osten und Afrika, von denen die Schweizer Börse profitieren würde. Der spanische Börsenbetreiber wiederum hätte, so SIX, Zugang zum globalen Netzwerk und zum technologischen Vorsprung der Schweizer.

BME reagierte freundlich auf das Angebot. Es könnte allerdings noch zum Übernahmekampf kommen: Auch die Mehrländerbörse Euronext befindet sich in Übernahmegesprächen mit dem Verwaltungsrat von BME, wie sie am Montag bestätigte. Der Konsolidierungstrend unter Europas Finanzmarktbetreibern dürfte sich damit fortsetzen.

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Quelle:
SZ vom 19.11.2019
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