Finanzmärkte:Kursrutsch an den Börsen

Weltweit verpuffen die Hilfs­pakete von Regierungen und Notenbanken. Am Mittwoch kam es abermals an den Finanzmärkten zu starken Verlusten.

Von Alexander Mühlauer und Markus Zydra, Frankfurt/London

An den internationalen Finanzmärkten kam es infolge der Corona-Krise auch am Mittwoch zu starken Kurseinbrüchen. Der Dax büßte etwa 5,6 Prozent ein auf 8400 Punkte. Die Verluste seit Beginn des Börsen-Crash Ende Februar summieren sich bei Deutschlands wichtigstem Börsenbarometer mittlerweile auf über 5000 Zähler oder fast 40 Prozent. Auch im Rest von Europa, Asien und den USA verpuffen die Rettungspakete der Regierungen und Notenbanken bislang.

Die Banca d'Italia kaufte am Mittwoch verstärkt italienische Staatsanleihen, um so die Anleiherenditen der Schuldscheine zu senken, die infolge der Corona-Krise stark angestiegen waren. Die Renditen geben an, wie hoch der Kreditzins für das Land ist. In den vergangenen Tagen stieg die Rendite für Italiens zehnjährige Staatsanleihen von 1,3 auf 2,9 Prozent. Nach den Markteingriffen der italienischen Notenbank am Mittwoch sank der Zinssatz leicht auf 2,6 Prozent. Eine missverständliche Äußerung von EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte vorige Woche dazu beigetragen, an der Entschlossenheit der Währungshüter zu zweifeln, Italien im Notfall zu helfen. Die beherzte Kaufaktion der Banca d'Italia soll für Klarheit sorgen.

Erst vergangene Woche hatte der EZB-Rat als Reaktion auf die Corona-Krise beschlossen, bis Jahresende zusätzlich 120 Milliarden Euro in den Markt zu pumpen. Aus diesem Topf bediente sich nun die italienische Notenbank. Das Anleihekaufprogramm erlaubt Flexibilität, zeitweise dürfen mehr Wertpapiere aus bestimmten Euro-Staaten gekauft werden, als es der Verteilungsschlüssel eigentlich vorsieht.

Die Europäische Zentralbank will alle ihre Maßnahmen gegebenenfalls anpassen

Die Europäische Zentralbank unterstrich am Mittwoch noch einmal ihre Bereitschaft, "alle ihre Maßnahmen gegebenenfalls anzupassen". Hintergrund war ein Zeitungsinterview des österreichischen Notenbankchefs und EZB-Ratsmitglied Robert Holzmann, in dem dieser die Notenbank als allzu machtlosen Akteur in der Krise skizzierte. Die Notenbank sah sich daraufhin genötigt, die Sache klarzustellen. EZB-Vizepräsident Luis de Guindos versprach, dass die Zentralbank "mutige Schritte" unternehmen werde, sollte dies erforderlich sein.

In London erklärte der Chef der Bank of England, Andrew Bailey, dass die Notenbank bereit sei, "unbegrenzte Geldmengen" in den Wirtschaftskreislauf zu pumpen. Ziel sei es, den Schaden für die Unternehmen zu begrenzen, so dass dieser zwar "störend", aber nicht "zerstörend" wirke. Die derzeitige Situation bezeichnete Bailey zwar als "ernst", aber es sei noch nicht an der Zeit, die Finanzmärkte zu schließen, da diese weiterhin in der Lage seien, Preise zu bilden. Der britische Notenbank-Chef sah sich offenbar gezwungen, den Märkten zu signalisieren, dass Großbritannien alles dafür tun werde, um den Schaden für die Wirtschaft so gering wie möglich zu halten. Bereits am Dienstagabend hatte die Regierung ein 330-Milliarden-Pfund-Paket in Aussicht gestellt, um Unternehmen in finanzieller Not zu helfen. Doch die erhoffte positive Marktreaktion blieb aus.

Vor allem das britische Pfund geriet unter Druck. Am Mittwoch fiel die Währung des Vereinigten Königreichs zum US-Dollar auf den tiefsten Stand seit 35 Jahren. Sogar der tiefe Fall nach dem Brexit-Referendum im Jahr 2016 wurde unterboten. Britische Staatsanleihen, normalerweise eine als sicher geltende Anlage, gaben ebenfalls stark nach

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