Finanzmärkte:EU geht gegen Banken vor

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Auch die Deutsche Bank soll den Anleihehandel manipuliert haben.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Händler der Deutschen Bank und dreier weiterer Kreditinstitute stehen im Verdacht, noch bis 2014 und 2015 die Preise für bestimmte Dollar-Anleihen abgesprochen und dadurch manipuliert zu haben. Wie die EU-Kommission als oberste Kartellbehörde der EU am Donnerstag mitteilte, untersucht sie entsprechende Absprachen bei insgesamt vier Banken. Die Händler hätten dazu hauptsächlich über Online-Chatrooms Kontakt gehabt.

Welche vier Institute gemeint sind, teilte die EU nicht mit. Laut Finanzkreisen handelt es sich aber neben der Deutschen Bank auch um die Schweizer Credit Suisse, Crédit Agricole aus Frankreich und die Bank of America. Die vier Banken sind nun von der Kommission darüber informiert worden, dass sie damit möglicherweise gegen EU-Kartellvorschriften verstoßen haben. Ihnen droht theoretisch eine Strafe von bis zu zehn Prozent ihres weltweiten Jahresumsatzes. Die EU kann allerdings in einem solchen Verfahren demjenigen die Strafe erlassen oder diese abmildern, der die Verfehlungen anzeigt. Die Deutsche Bank nutzt diese Art Kronzeugenregelung und bestätigte, von der Untersuchung betroffen zu sein. Sie teilte mit, dass sie "in dieser Angelegenheit proaktiv mit der EU zusammengearbeitet" habe und daher keine Geldstrafe erwarte.

Wie dem Geschäftsbericht der Deutschen Bank zu entnehmen ist, hat das Geldhaus für diese Art Marktmanipulationen aber bereits teuer bezahlt: Wegen der Verletzung des US-Kartellrechts einigte sich das Institut im vergangenen Jahr mit geschädigten Sammelklägern auf eine Vergleichszahlung von 48 Millionen Dollar.

Der Fall zeigt einmal mehr, dass die Deutsche Bank den Kulturwandel nie konsequent gelebt hat, den der Aufsichtsrat bereits 2012 ausgerufen hatte, damit sich die Skandale aus der Vorfinanzkrisenzeit nicht wiederholen. In den vergangenen Jahren wurden bei der Deutschen Bank immer wieder neue Verstöße gegen Recht und Gesetz bekannt. Erst Ende November hatten zwei Tage lang Staatsanwälte und Beamte des Bundeskriminalamtes die Frankfurter Zentrale durchsucht. Der Verdacht: Beihilfe zur Geldwäsche. Die Aktionäre der Deutschen Bank fürchten nun erneut hohe Strafen. Aber auch die Abschwächung der Konjunktur bereitet ihnen Sorgen. Die Aktien der Deutschen Bank fielen am Donnerstag zeitweise auf ein Rekordtief von 7,07 Euro.

© SZ vom 21.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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