Süddeutsche Zeitung

Finanzmärkte:China warnt Starinvestor Soros vor "Währungskrieg"

  • Mit einem scharfen Kommentar im Parteiblatt reagiert Chinas Regierung auf skeptische Aussagen von Investor George Soros.
  • Die Reaktion kann als Zeichen gewertet werden, wie nervös Peking angesichts der finanziellen Verwerfungen im Land ist.

Von Stephan Radomsky

Die Nerven liegen offenbar blank in Peking. Das lässt zumindest die aktuelle Titelseite der Parteizeitung Renmin Ribao vermuten: "Kriegserklärung gegen die chinesische Währung? Ha, ha!", kommentiert da ein Mitarbeiter des Handelsministeriums - allein, zum Lachen scheint ihm gar nicht zumute. Dabei ist nur ein einziger Mann Ziel des Artikels: George Soros, milliardenschwerer US-Investor mit ungarischen Wurzeln - und ein berüchtigter Währungsspekulant.

In einem Interview hatte er vergangene Woche gesagt, dass er auf Verluste bei Standardaktien, rohstoffabhängigen Volkswirtschaften und asiatischen Währungen gewettet habe. Im Gegenzug setze er auf US-Staatsanleihen.

Die Interpretation der Parteizeitung: Soros fordert den chinesischen Yuan und den Hongkong-Dollar heraus. Das sei aber "zum Scheitern verdammt", schreibt der Kommentator. Natürlich habe China ein schwieriges Jahr 2015 erlebt - trotzdem sei das Wachstum viel größer als in den USA, zudem könne das Land zwischenzeitliche Rücksetzer beim Wechselkurs verkraften. "Marktteilnehmer werden sich früher oder später an die Schwankungen gewöhnen und weniger überreagieren", heißt es weiter.

Die Regierung in Peking dürfte hoffen, dass dies eher schneller geschieht. Störfeuer ist da nicht willkommen. Seit Monaten kämpft sie um Vertrauen in Chinas Aktienmärkte, seine Wirtschaft und Währung. Zuletzt aber fiel das Wirtschaftswachstum so schwach aus wie seit Jahrzehnten nicht mehr. An den Börsen lösten Panikverkäufe immer wieder dramatische Kurseinbrüche aus, zuletzt erst Anfang dieser Woche. Soros' Aussagen kamen da offenbar zur Unzeit - auch wenn er den Yuan oder den Hongkong-Dollar dabei gar nicht konkret erwähnte.

Legendär durch Währungsspekulationen

Dabei sagte Soros, dass die konjunkturelle Abkühlung zumindest kurzfristig China selbst wohl weniger hart treffen werde als andere Staaten. "China schafft das", sagte der 85-Jährige. Auch weil das Land dank Devisenreserven von drei Billionen Dollar flexibler reagieren könne. Allerdings drücke die schwache Nachfrage aus der Volksrepublik die Rohstoffpreise weltweit und damit die Finanzen vieler anderer Länder, die von deren Export abhängig sind.

Dass Soros' Äußerungen in Peking trotzdem solch ein heftiges Echo auslösten, hat einen Grund: Gerade wenn es um Devisen-Kurse geht, ist der Mann legendär. 1992 spielte er eine entscheidende Rolle beim "Schwarzen Mittwoch", als er mit massiven Spekulationen gegen das britische Pfund dessen Abwertung und den Austritt Großbritanniens aus dem Europäischen Währungssystem erzwang. Außerdem wurde er beschuldigt, in der Asienkrise Ende der Neunzigerjahre ebenfalls massiv gegen Währungen in der Region spekuliert und die Verwerfungen damit zumindest verschlimmert zu haben. Für Peking offenbar Grund genug, ihn vorsichtshalber schon einmal vor einer Neuauflage zu warnen.

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