Finanzfirma im Hintergrund:Ungeduldiger Milliardär

Blackstone-Chef Stephen Schwarzman macht bei der Deutschen Telekom Druck.

Von Caspar Busse

Um die großen Geschäfte kümmert sich Stephen Schwarzman persönlich. Und der Einstieg der amerikanischen Finanzfirma Blackstone, die Schwarzman vor 21 Jahren selbst gegründet hat, bei der Deutschen Telekom war eine der größeren und spektakulären Transaktionen. Der 59-Jährige war auch hier selbst und intensiv eingebunden, heißt es aus dem Unternehmen.

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Alles neu künftig bei der Telekom?

(Foto: Foto: AP)

Der Finanzjongleur und Kunstliebhaber aus New York hat schon länger den Spitznamen "das heißeste Händchen der Wall Street". Denn die meisten Geschäfte, die der ehemalige Investmentbanker von Lehman Brothers anfasst, erweisen sich als besonders gut.

Zweitgrößte Beteiligungsfirma der Welt

Kein Wunder, dass Schwarzmann, der in New York ein 35-Zimmer-Apartment bewohnt und dem in Palm Beach ein großes Anwesen gehört, mit einem geschätzten Vermögen von 2,5 Milliarden Dollar zu den hundert reichsten Amerikanern zählt, die das Magazin Forbes jährlich veröffentlicht. Blackstone ist hinter KKR die zweitgrößte Beteiligungsfirma der Welt.

Ungewöhnlich unerfreulich lief bisher das Engagement bei der Deutschen Telekom. Am 24. April dieses Jahres verkündete Blackstone den Kauf von 4,5 Prozent an dem Bonner Konzern, finanziert wurde das Geschäft in erster Linie von der Deutschen Bank. Seitdem hat sich die Aktie aber nicht nach oben bewegt, sondern ist deutlich gefallen - schnelle Besserung ist nicht in Sicht. Die Unzufriedenheit bei Schwarzman und seinen Leuten stieg von Monat zu Monat.

Der Einstieg bei der Telekom war ohnehin ungewöhnlich: Normalerweise beteiligen sich Finanzinvestoren mehrheitlich bei Unternehmen. Nur dann ist auch ein maßgeblicher Einfluss auf die Geschäftspolitik garantiert. Bisher kauften sich die "Heuschrecken", wie sie von Vizekanzler Franz Müntefering einst bezeichnet wurden, vor allem bei mittelgroßen Unternehmen der zweiten Reihe ein. Langsam geraten nun aber auch die im Dax notierten Großkonzerne ins Visier der Kapitalfirmen.

"Unsere Erwartung war, dass die Deutsche Telekom einiges Aufwärtspotenzial hat. Wir dachten, es gäbe eine Menge Dinge, die getan werden könnten und die für die Aktionäre gut wären", sagte Schwarzmann kürzlich in einem Interview zum Telekom-Einstieg. Die neuen Investoren entsandten auch einen Vertreter in den Telekom-Aufsichtsrat, Lawrence Guffey von Blackstone in London.

Geduld hat Grenzen

Zwar sei das Blackstone-Engagement auf fünf bis sieben Jahre angelegt, aber die Amerikaner wurden schnell ungeduldig. Der Konzern verliert massiv Kunden, die Aussichten sind nicht gerade rosig. Der Kurssturz nach einer überraschenden Gewinnwarnung sorgte für zusätzliche Verstimmung. "Der Beginn dieses Engagements hat uns nicht gerade erfreut", kritisierte Schwarzman öffentlich. Deshalb wurde er aktiv.

"Blackstone hat viel Geld verloren, und seitdem ist das Verhältnis zu Ricke gestört", heißt es im Umfeld. Der Finanzinvestor sei auch die treibende Kraft hinter der Ablösung von Kai-Uwe Ricke gewesen. Schwarzman selbst traf sich in Berlin mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Peer Steinbrück. Ein erster Versuch im Herbst schlug noch fehl, jetzt aber kam es mit tatkräftiger Unterstützung des zweiten Großaktionärs, dem Bund, zum Führungswechsel.

Ron Sommer als Berater

Schwarzman, Vater von zwei Kindern, tritt zwar charmant auf, in der Sache kann er jedoch sehr hart sein. Das hat er jetzt bei der Telekom wieder bewiesen. Er, der einst zur gleichen Zeit wie US-Präsident George W. Bush in Yale studierte, hat seine Beziehungen spielen lassen und will sich nicht von seinem Ziel abbringen lassen, die Telekom zu einem erfolgreichen Unternehmen zu machen.

Dazu hat er auch den früheren Telekom-Chef Ron Sommer und Vorgänger von Ricke als Berater engagiert. Das größte Interesse ist sicherlich, dass der Aktienkurs deutlich zulegt. Am Montag gewann das Papier schon einmal zwischenzeitlich drei Prozent. Schwarzman aber erwartet sicher mehr. Der neue Telekom-Chef René Obermann steht unter Druck.

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