Finanzen:Zugriff auf die Spareinlagen

Deutsche Bank AG Postbank Unit Employees Vote In Favor Of Indefinite Strike Action

Nicht nur Pakete stapeln sich bei der Postbank, auch Spareinlagen gibt es mehr als angesichts der Kredite zulässig. Nun aber darf die Deutsche Bank die überschüssigen Einlagen fürs Geschäft nutzen.

(Foto: Krisztian Bocsi/Bloomberg)

Die Deutsche Bank darf Guthaben der Postbank-Kunden zur Kreditvergabe nutzen.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Die Deutsche Bank hat einen entscheidenden Durchbruch bei der Integration der Bonner Tochter Postbank erzielt. Wie ein Sprecher des Instituts bestätigte, haben die Bankenaufseher dem Geldhaus genehmigt, die Spareinlagen der Postbank im gesamten Konzern einzusetzen. Wer sein Geld auf einem Girokonto der Postbank liegen hat, der weiß jetzt: Es könnte theoretisch auch zur Kreditvergabe an Deutsche-Bank-Kunden oder im Wertpapierhandel eingesetzt werden.

Das war nicht immer so: Die Bafin hatte es der Deutschen Bank lange untersagt, die kostengünstigen Einlagen der Bonner Tochter für höher verzinste Kredite oder gar riskante Handelsgeschäfte zu nutzen. Es war ein eher inoffizielles Verbot und gewissermaßen die Vorwegnahme eines Trennbankengesetzes. Der Hintergedanke war, dass Banken nicht mit Spareinlagen, die der Einlagensicherung unterliegen, am Kapitalmarkt zocken und somit bei einer Schieflage leichter abgewickelt werden können. In jedem Fall aber war es einer der Hauptgründe, warum die früheren Deutsche-Bank-Chefs die Postbank 2015 zum Verkauf stellten - ein Vorhaben, das mangels zahlungskräftiger Interessenten Anfang 2017 wieder aufgegeben wurde.

Seit einem Jahr ist daher klar: Die Deutsche Bank muss die Postbank in den Konzern integrieren. Eine wichtige Voraussetzung aber, um im margenarmen Privatkundengeschäft ausreichend Gewinn zu machen, ist die Verwendung der Einlagen für Kredite im ganzen Konzern. Die Postbank verfügt traditionell über deutlich mehr Spareinlagen als sie Kredite an Kunden vergeben kann. Zuletzt summierte sich dieser so genannte Einlagenüberhang auf sieben bis acht Milliarden Euro. Gerade in Zeiten, da Banken einen Strafzins für ihre überschüssigen Gelder bezahlen müssen, ist dies teuer. Innerhalb des Konzerns hat die Deutsche Bank mehr Möglichkeiten, das Geld einzusetzen. Mit der Genehmigung ist daher eine wichtige Hürde für die gemeinsame Privatkundenbank beseitigt, die am 1. Juni starten soll. Ob es Grenzen gibt, das Geld einzusetzen, etwa im Investmentbanking, wollte ein Sprecher nicht sagen. Das Handelsgeschäft refinanziert sich jedoch seit langem selbst. Eine Sprecherin der Bankenaufsicht der EZB wollte sich nicht äußern. Die Aufseher hatten zuletzt jedoch durchblicken lassen, die Verwendung der Spareinlagen inzwischen weniger kritisch zu sehen als noch zu Zeiten der früheren Bankchefs.

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