Finanzen:NRW-Großstädte stecken immer tiefer im Schuldensumpf

Stuttgart (dpa) - Trotz zuletzt guter Konjunktur in Deutschland stecken besonders klamme Großstädte in Westdeutschland in der Schuldenfalle fest. Am schlimmsten sieht es im Ruhrgebiet aus.

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Stuttgart (dpa) - Trotz zuletzt guter Konjunktur in Deutschland stecken besonders klamme Großstädte in Westdeutschland in der Schuldenfalle fest. Am schlimmsten sieht es im Ruhrgebiet aus.

Das geht aus einer Studie der Beratergesellschaft Ernst & Young hervor. Vier der fünf Großstädte, deren Verschuldung in den vergangenen drei Jahren am stärksten stieg, liegen demnach in Nordrhein-Westfalen.

Schlusslicht ist Mülheim an der Ruhr, dessen Schulden sich zwischen 2011 und 2013 auf 1,1 Milliarden Euro verdoppelt haben. Dagegen konnten die größeren Kommunen im Süden des Landes, aber auch im Osten in dem Zeitraum im Schnitt Schulden abbauen.

Spitzenreiter sind München und Stuttgart, die ihre Verschuldung in dem Zeitraum um 56 Prozent senken konnten. Positiv verzeichnet die Beratergesellschaft, dass insgesamt immer mehr Großstädte ihr Soll abbauten. 2011 waren es 29 von 73, im vergangenen Jahr schon 40. "Es sind allerdings vor allem die ohnehin gering verschuldeten und wirtschaftsstarken Städte, die die hohen Steuereinnahmen nutzen können, um ihre Verbindlichkeiten abzubauen", sagte Hans-Peter Busson von Ernst & Young.

Dagegen rutschten die finanzschwachen Städte immer weiter ab. Die 28 nordrhein-westfälischen Großstädte steigerten ihr Minus 2013 um 700 Millionen Euro auf 29,2 Milliarden Euro. Oberhausen hat weiter die höchste Pro-Kopf-Verschuldung: 8596 Euro.

Dahinter rangieren Offenbach, Hagen, Ludwigshafen und Mülheim an der Ruhr. Busson sieht einen "Teufelskreis" und mahnt deshalb: "Es wäre naiv zu glauben, dass etwa die hoch verschuldeten Ruhrgebietsstädte ihre Finanzen aus eigener Kraft in Ordnung bringen können - sie benötigen Hilfe bei der Haushaltssanierung."

Die Lage der armen Großstädte könnte sich durch die vorausgesagte Eintrübung der Konjunktur und die Belastungen durch die Unterbringung von Flüchtlingen weiter verschärfen, hieß es.

Ernst & Young hat für die Studie die Schulden der Kernhaushalte von Städten mit mehr als 100 000 Einwohner untersucht, die Verschuldung der Eigenbetriebe sowie Bürgschaften aber herausgelassen. Dadurch ergeben sich zum Teil große Unterschiede zu Ergebnissen des Statistischen Bundesamts. Die Beratergesellschaft argumentiert, die städtischen Betriebe stünden im Markt, müssten wie andere Unternehmen investieren und dafür auch Kredite aufnehmen. Über die Finanzlage der Kommune sage das eher wenig aus.

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