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Finanzen:Müssen Frauen anders vorsorgen?

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Hamburg (dpa/tmn) - Frauen bekommen im Schnitt erheblich weniger Rente als Männer. Zwar wird diese Lücke mit den Jahren kleiner, da immer mehr Frauen arbeiten. Doch die Gefahr der Altersarmut ist damit nicht gebannt.

Denn hinzukommt, dass Frauen laut dem Statistischen Bundesamt im Schnitt immer noch rund 21 Prozent weniger als Männer verdienen - zugleich haben sie aber eine höhere Lebenserwartung.

"Frauen haben andere finanzielle Risiken als Männer", erklärt Sally Peters vom Institut für Finanzdienstleistungen (iff) in Hamburg. So verringern Kinderbetreuungszeiten und Teilzeitarbeit die gesetzlichen Rentenansprüche. "Und die aktuellen Unterhaltsregelungen sorgen nicht dafür, dass sie nach einer Scheidung im Alter noch abgesichert sind."

Ohne zusätzliche Vorsorge geht es nicht

Um im Alter nicht in Armut zu rutschen, sollten Frauen also zusätzlich vorsorgen. "Die Lebensrealität zwingt Frauen dazu, anders zu planen als Männer. Bei vielen hat sich das Bewusstsein dahingehend schon verändert", hat Peters beobachtet.

Die Anlage-Tipps für Frauen unterscheiden sich nicht von denen für Männer. "Wer langfristig Vermögen aufbauen will, muss am Aktienmarkt anlegen - egal, ob Mann oder Frau", meint Sara Zinnecker vom Verbraucherportal "Finanztip.de".

Expertin rät: einfach anfangen!

Zinnecker rät bei der Geldanlage zu weltweit ausgerichteten Indexfonds (ETF), kombiniert mit den sicheren Bausteinen Fest- und Tagesgeld. Die Anlage in günstige Aktienfonds funktioniere auch prima in kleinen monatlichen Raten - etwa in einem Sparplan. "Den gibt es bei vielen Direktbanken mit keinen oder geringen Gebühren. Das Ganze ist eine Geldanlage zum Selbermachen, das geht ohne den Berater bei der Bank." Ihr wichtigster Tipp ist: einfach anfangen.

Doch wie? Genau an dieser Hürde scheitere es oft, sind sich die Expertinnen einig. Auch Anke Pauli musste sich einst privat mit dieser Frage beschäftigen. Heute betreibt sie "Geldfreundinnen.de", ein Online-Portal für Finanzbildung für Frauen.

Erstmal eine Bestandsaufnahme machen

Pauli empfiehlt, zuerst eine Bestandsaufnahme zu machen. "Ganz klassisch mit einem Haushaltsbuch Einnahmen und Ausgaben festhalten. Daraus lässt sich ableiten, wie viel Geld zur Vorsorge übrig ist oder wo sich noch sparen lässt." Dann sollten Frauen feststellen, wie viel Geld sie aus gesetzlicher Rente oder privater Vorsorge haben werden.

Dafür kann ein Beratungstermin bei der Gesetzlichen Rentenversicherung sinnvoll sein. Die Experten errechnen den aktuellen Stand des Rentenanspruchs und die Rentenlücke, also den Unterschied zwischen dem Monatseinkommen vor Renteneintritt und der monatlichen Zahlung der gesetzlichen Altersvorsorge danach.

Sobald man weiß, wie die finanzielle Situation im Alter aussieht, kann man gezielt anfangen, Vermögen aufzubauen und zu vermehren. Dazu sollte man sich ein wenig Grundwissen aneignen. "Man muss nicht alles über Geldanlage wissen - aber es ist wichtig, zu verstehen, was man macht. Und man sollte anfangen über Geld zu sprechen", so Peters.

Den Partner einbeziehen

Die Finanzen selbst in die Hand zu nehmen, bedeutet für Sally Peters nicht nur, Geld zurückzulegen. "Frauen überlegen zunehmend, was ihre Lebensentscheidungen auch finanziell bedeuten." Man sollte gemeinsam mit dem Partner hinterfragen, was etwa Teilzeit oder eine berufliche Auszeit für die Rente bedeuten. Ihr Rat: "Wenn beispielsweise ein Paar entscheidet, dass die Frau zu Hause bleibt, sollte der Mann finanziell für ihre Altersvorsorge eingespannt werden."

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