Finanzen:Milliardenboni trotz Verlust

FILE PHOTO: A statue is pictured next to the logo of Germany's Deutsche Bank in Frankfurt

Die Deutsche Bank wird für 2019 mutmaßlich zwanzig Prozent weniger Bonus zahlen. Das wäre in der Summe aber immer noch ein Milliardenbetrag.

(Foto: Kai Pfaffenbach/Reuters)

Die Deutsche Bank zahlt wieder Boni. Die Aufsicht bittet, Maß zu halten.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Schüttet man den Aktionären Dividende aus oder dürfen sich die Investmentbanker über Boni freuen? Die Deutsche-Bank-Führung entscheidet sich in der Regel für Letzteres. Schließlich könnten die Investmentbanker andernfalls ja das Weite suchen, so die Sorge. Während die Anteilseigner also mittelfristig auf Ausschüttungen verzichten müssen, wird es für die Mitarbeiter für 2019 in der Summe wieder einen Milliardenbonus geben - und das, obwohl das Geldhaus wegen der Restrukturierung wohl erneut einen Verlust ausweisen wird. Immerhin: Das Institut wird für 2019 wahrscheinlich rund zwanzig Prozent weniger Bonus bezahlen als im Vorjahr, während die Belegschaft nur um fünf Prozent schrumpft. Das will man bei der Bank schon als bescheiden verstanden wissen. Für das Vorjahr zahlte das Geldhaus laut Angaben im Geschäftsbericht noch 1,9 Milliarden Euro an Boni.

Die Finanzaufsicht Bafin hat nun aber durchblicken lassen, dass sie von den deutschen Banken angesichts der Gewinnrückgänge für 2019 niedrigere Boni verlangt. "Eine unserer Erwartungen ist, dass sich in den Boni die Ertragslage der Banken widerspiegelt", sagte Bafin-Exekutivdirektor Raimund Röseler der Börsen-Zeitung. "Zumindest müssen Banken mit Ertragsproblemen sehr gut begründen, wenn und warum sie die Boni nicht verringern." Den deutschen Banken setzen die niedrigen Zinsen und der starke Wettbewerb immer mehr zu, die Gewinne schrumpfen.

Die Deutsche Bank wird wegen des laufenden Umbaus in diesem Jahr wohl sogar einen Verlust ausweisen. Auch die Erträge, also die gesamten Einnahmen, gehen zurück. Die Aktien des Instituts dümpeln seit Monaten um die sieben Euro. Seit dem Amtsantritt von Konzernchef Christian Sewing im April 2018 verloren die Papiere rund 45 Prozent; und auch in diesem Jahr gehörten sie zu den größten Verlierern im Dax. Einige Profi-Anleger haben die Bank daher bereits aufgefordert, bei den Boni Maß zu halten. Auch Volker Brühl, Bankenexperte am House of Finance der Goethe-Universität Frankfurt, sieht die Vergütungspolitik kritisch: "Natürlich gibt es immer wieder einige Mitarbeiter, die einen Bonus verdienen, weil sie in schwierigen Zeiten gute Geschäfte abschließen. Dass aber im Investmentbanking, dem größten Verlustbringer, nach wie vor flächendeckend die höchsten Gehälter bezahlt werden, dürfte nach innen und gegenüber Kunden schwer vermittelbar sein."

Ob auch der Vorstand für 2019 wieder einen Bonus erhält, wird der Aufsichtsrat erst im Frühjahr entscheiden. 2018 war die Gesamtvergütung des Vorstands wegen der variablen Vergütung auf 55,7 Millionen Euro kräftig gestiegen. Die drei Jahre zuvor hatte das oberste Führungsgremium auf Sonderzahlungen verzichtet.

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