Finanzen kompakt:Die fetten Jahre sind vorbei

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EU-Binnenmarktkommissar Barnier prophezeit das Ende hoher Bankgewinne. Außerdem: US-Abgeordnete hetzen die SEC gegen Goldman Sachs auf.

Die Zeiten hoher Gewinne in der Bankenbranche sind nach der Ansicht von EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier vorbei. "Jeder sollte einsehen, dass die Höhe der Gewinne aus der Zeit vor der Krise eine Sache der Vergangenheit ist", sagte der auch für die Reform der Finanzmärkte zuständige Kommissar.

Für EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier gehören hohe Bankengewinne der Vergangenheit an. (Foto: Foto: AFP)

Der frühere französische Außenminister Barnier hat großen Einfluss auf die europäischen Beratungen darüber, wie die Bankenbranche wieder zu ihrer Kernaufgabe einer Kreditversorgung der Wirtschaft zurückgeführt werden kann.

Als eine Hauptursache für die Finanzkrise gelten Spekulationsgeschäfte, mit denen unter anderem traditionelle Institute ihre Gewinne deutlich gesteigert haben - bis die Blase platzte. Viele Banken mussten daraufhin mit Steuergeldern in Milliardenhöhe gerettet werden.

Goldman Sachs wehrt sich

Rund 60 Abgeordnete des US-Repräsentantenhauses haben die US-Börsenaufsicht SEC aufgefordert, ihre Ermittlungen gegen die Investmentbank Goldman-Sachs auszuweiten. Die Börsenaufseher sollten 24 weitere Transaktionen genauer prüfen, forderten die Parlamentarier in einem Brief an die SEC-Chefin Mary Schapiro.

Die SEC wirft Goldman Sachs und einem französischen Manager der Bank, Fabrice Tourre, vor, die Immobilienkrise in den USA für lukrative Geschäfte genutzt und dabei seine Kunden massiv mit nicht gesicherten Immobiliengeschäften geschädigt zu haben. Kritiker werfen dem Finanzinstitut zudem vor, durch sein Vorgehen die Finanzkrise verschärft zu haben.

Die Vorwürfe untersucht auch ein Ausschuss des US-Senats. Vor dem Gremium sollte am Abend Goldman-Sachs-Chef Lloyd Blankfein Rede und Antwort zu den Betrugsvorwürfen gegen sein Unternehmen stehen. In der Anhörung wollen die Senatoren Blankfein und andere Spitzenmanager zu den Vorwürfen befragen. Der Ausschussvorsitzende, der Demokrat Carl Levin, warf Goldman Sachs vor, die Investmentbank sei "ein Spielcasino". Die Konsequenzen hätten nicht nur die Kunden zu tragen, sondern "wir alle", sagte er. "Das Gift, das Goldman Sachs und andere geholfen haben, in unser System zu injizieren, hat einen unberechenbaren Schaden angerichtet."

Die SEC wirft Goldman Sachs vor, gebündelte faule Wertpapiere an Kunden verkauft zu haben, die von einem Hedgefonds ausgewählt wurden, der zugleich auf den Wertverfall dieser Papiere gewettet hat. Die Bank weist die Vorwürfe zurück. Blankfein wollte im Senat einer vorbereitenden Aussage zufolge darauf verweisen, dass seine Bank selbst nicht "konsequent oder in erheblichem Maße" gegen den US-Häusermarkt gewettet habe. Auch gegen die eigenen Kunden habe die Investmentbank keine Wetten abgeschlossen. Blankfein betonte in der Aussage zudem, sein Institut habe mit Geschäften im Häusermarkt 1,2 Milliarden Dollar verloren, während es insgesamt noch schwarze Zahlen geschrieben habe.

US-Regierung verkauft Milliarden von Citigroup-Aktien

Das US-Finanzministerium hat am Montag den Beginn eines der größten Aktienverkäufe der Geschichte angekündigt. Die Regierung werde eine erste Tranche von rund 1,5 Milliarden Aktien des Bankkonzerns Citigroup verkaufen, um schrittweise die staatliche Beteiligung abzubauen, teilte das Ministerium in Washington mit. Insgesamt wolle die US-Regierung 7,7 Milliarden Citigroup-Aktien "auf ordentliche Weise gemäß einem schriftlichen Handelsplan" abstoßen.

Im Zuge der Finanzkrise hatte die Regierung 45 Milliarden Dollar in die Citigroup gepumpt, um einen Kollaps abzuwenden. Derzeit hält sie etwa 27 Prozent der Anteile. Deren Marktwert lag am Montag bei rund 37 Milliarden Dollar (27,4 Milliarden Euro). Bislang hat die Citigroup etwa 29 Milliarden Dollar an Staatskrediten zurückgezahlt.

Die US-Regierung ist inzwischen dazu übergegangen, ihre Anteile an Banken wieder zu verkaufen, um einen Teil der Kosten des Bankenrettungsplans einzuspielen. Die Citigroup hatte in der vergangenen Woche erstmals nach zwei Jahren Verlusten wieder einen Quartalsgewinn vermeldet. Vom anschließenden Steigen der Aktienkurse dürfte nun die Regierung profitieren.

© sueddeutsche.de/AFP/dpa/Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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