Finanzbranche:Diese drei Szenarien diskutiert die Deutsche Bank

Deutsche Bank

Eine rosige Zukunft? Bei der Deutschen Bank fällt an diesem Freitag die Entscheidung über den künftigen Kurs.

(Foto: dpa)
  • Der Aufsichtsrat der Deutschen Bank will an diesem Freitagabend entscheiden, wie es mit dem Institut weitergeht.
  • Als sicher gilt: Die Deutsche Bank wird schrumpfen, unrentables Geschäft abstoßen oder eindampfen.
  • Am wahrscheinlichsten ist, dass das Institut die Postbank-Tochter verkauft. Aber auch zwei andere Modelle sind noch in der Diskussion.

Von Harald Freiberger, Frankfurt

Wie deutsch bleibt die Deutsche Bank? Welche Rolle spielt das Geschäft mit Privatkunden künftig noch? Das größte deutsche Geldhaus stellt heute die Weichen für die Zukunft. Der Aufsichtsrat entscheidet über die Strategie für die nächsten Jahre. Es steht die größte Kursänderung seit Jahren bevor.

In diesen Stunden tagt der Vorstand. Er stimmt sich darüber ab, welches Modell er am Nachmittag dem Aufsichtsrat präsentieren will. Die Sitzung des Kontrollgremiums beginnt um 15 Uhr. Dass man intensive Diskussionen erwartet, zeigt der Zeitplan: Die Dauer der Sitzung ist bis 23 Uhr angesetzt.

Die Änderung der Strategie ist nötig geworden, weil die Deutsche Bank seit Jahren schwächelt. Hohe Kosten für Rechtsstreitigkeiten belasten die Gewinne. Erst am Donnerstag kam heraus, dass die Bank eine Strafe von 2,3 Milliarden Euro wegen der Manipulation des Zinssatzes Libor zahlen muss. Hinzu kommen die niedrigen Zinsen und immer höhere Anforderungen der Regulierung.

Das Finanzinstitut hat nur ein dünnes Polster

Die Gewinne der Bank sind niedriger als erwartet. Angestrebt war eine Rendite von zwölf Prozent auf das eingesetzte Kapital, tatsächlich lag sie zuletzt bei nicht einmal drei Prozent. Während der Deutsche Aktienindex immer neue Höchststände erreicht und sich seit 2011 verdoppelte, zeigt die schlechte Kursentwicklung der Deutschen Bank, wie unruhig die Investoren geworden sind. Vor allem ihretwegen muss das Institut seine Strategie ändern. Zur Debatte stehen drei Strategie-Modelle.

Als sicher gilt: Die Deutsche Bank wird schrumpfen, unrentables Geschäft abstoßen oder eindampfen. Das ist vor allem wegen der Kapitalhöhe nötig, die bestimmte Größe im Verhältnis zu den Risiken haben muss, die das Institut eingegangen ist. Die Deutsche Bank ist sehr dünn gepolstert. Auch zwei gewaltige Kapitalerhöhungen in den vergangenen Jahren haben nicht viel geholfen.

Modell 1: Die Postbank-Tochter an die Börse bringen oder verkaufen

Der Favorit, so hieß es zuletzt, ist der Verkauf der Postbank, die erst im Jahr 2010 übernommen wurde. Das würde das Verhältnis zwischen Risiko und Kapital stark entlasten, da die Postbank viele Baukredite vergeben hat, die mit hohem Eigenkapital unterlegt werden müssen. Möglich wäre es, dass die Postbank an die Börse gebracht wird, auch der Einstieg einer europäischen Großbank wie der spanischen Santander oder der französischen BNP Paribas ist im Gespräch. Das Privatkundengeschäft der Deutschen Bank selbst würde bei diesem Modell im Konzern bleiben. Es dürfte aber stark schrumpfen, die Rede ist von einem Abbau eines Drittels der 750 Filialen. Auch das Investmentbanking würde nach diesem Modell deutlich eingedampft, Geschäfte über 150 Milliarden Euro könnten abgebaut werden, um die Bilanz zu verkürzen.

Modell 2: Völlige Konzentration auf das Investmentbanking

Ein weniger wahrscheinliches Modell ist eine komplette Abspaltung des Privatkundengeschäfts, also sowohl der Filialen der Deutschen Bank als auch der Postbank. Die Deutsche Bank selbst würde nur noch als Investmentbank weiter existieren, die große Unternehmen betreut, hinzu käme die Vermögensverwaltung. Ein großer Teil des Vorstands soll sich zuletzt von diesem Modell, das zunächst noch favorisiert wurde, abgewandt haben.

Modell 3: Weiterwursteln - und kräftig sparen

Das dritte Modell sieht vor, dass von der Grundstruktur her alles so bleibt wie bisher. Kein Bereich würde veräußert - doch in jedem Bereich würde massiv gespart. Auch diesem Modell wurden zuletzt wenig Chancen eingeräumt.

Es sieht so aus, als würde sich Modell eins durchsetzen: der Verkauf der Postbank. Die Mitarbeiter der Postbank, die derzeit wegen der stockenden Tarifverhandlungen ohnehin im Streik sind, machen sich Sorgen um ihre Zukunft. Sie protestieren an diesem Freitag vor den Zwillingstürmen der Deutschen Bank - während die Führungsriege diskutiert, wie es weitergeht.

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