Finanzbranche:Commerzbank muss mehr sparen

Bei der Bank könnten bis zu 7000 Stellen wegfallen und 400 Filialen geschlossen werden.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Angetrieben unter anderem durch zunehmende Kritik ihres Großaktionärs Cerberus treibt die Commerzbank ihre Sparpläne voran. Der Aufsichtsrat werde bei einer außerordentlichen Sitzung am Mittwoch voraussichtlich einen zusätzlichen Stellenabbau und eine weitere Ausdünnung des Filialnetzes beschließen, berichtete die Börsen-Zeitung. Die Commerzbank hatte im Herbst angekündigt, 4300 Stellen abzubauen und 200 der bundesweit 1000 Filialen zu schließen. Aufseher und Anleger, darunter der US-Fonds Cerberus, der zwischen fünf und zehn Prozent an der Bank hält, hatten die Pläne als unzureichend kritisiert. Seit Monaten arbeitet die Commerzbank daher daran, wie sie ihren Sparkurs verschärfen kann. "Es wird deutlich mehr Filialschließungen und mehr Arbeitsplatzverluste geben als bisher angekündigt", sagte Verdi-Vertreter und Commerzbank-Aufsichtsratsmitglied Stefan Wittmann Mitte Juni. Um welche Größenordnung es geht, ist noch nicht öffentlich bekannt. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg erwägen Commerzbank-Chef Martin Zielke und seine Finanzchefin Bettina Orlopp, insgesamt mehr als 7000 Stellen zu streichen und 400 Filialen zu schließen. In der Führung des Instituts sei man sich aber noch nicht einig, ob Sparmaßnahmen dieser Größenordnung wirklich durchsetzbar seien. Derzeit beschäftigt der Konzern 47 900 Mitarbeiter.

Eine Sprecherin sagte, bislang seien keine Entscheidungen gefallen. Die Pläne würden spätestens am 5. August mit den Zahlen zum zweiten Quartal bekannt gegeben. Ein Grund dafür ist auch die Corona-Pandemie. Bei der Commerzbank drohen deswegen mehr Kreditausfälle. Auch zählt das Frankfurter Geldhaus mit knapp 200 Millionen Euro zu den Gläubigern des zusammengebrochenen Zahlungsabwicklers Wirecard. Commerzbank-Großinvestor Cerberus wollte die Pläne für ein neues Sparprogramm nicht abwarten und hatte Anfang Juni über einen Brief an Aufsichtsratschef Stefan Schmittmann Druck gemacht. Der US-Finanzinvestor forderte einen Strategieschwenk, Einsparungen sowie zwei Sitze im Aufsichtsrat. "Die prekäre Situation der Commerzbank erfordert jetzt schnelles und entschlossenes Handeln".

Es sei an der Zeit, neue Ideen und Energie einzubringen, damit das Institut in eine bessere Zukunft gehen könne. Und man sei "zutiefst beunruhigt", dass sich Vorstand und Aufsichtsrat weigerten, den Tatsachen ins Auge zu sehen und den Ernst der Lage zu erkennen. Sie hätten über Jahre eklatant versagt, angemessene Gegenmaßnahmen zu ergreifen, so der Fonds, der seit 2017 beteiligt ist.

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