Finanzbranche:Bankster-Rapper

Snoop Dogg heißt jetzt Snoop Lion

Snoop Dogg investiert nicht nur in die legale Cannabis-Industrie. Der Rapper tobt sich auch am Finanzmarkt aus.

(Foto: David McNew/Reuters)

Viele Hip-Hop-Musiker investieren am Finanzmarkt - oft in Tech-Start-ups, manchmal auch in Cannabis. Damit stehen die Rapper auch vor der Entscheidung, ob sie sich als echte Gangster präsentieren oder bürgerlich werden.

Von Sven Lüüs

Eigentlich stellt man sich unter Investoren andere Menschen vor, doch nun entdecken immer mehr Gangster-Rapper den Finanzmarkt für sich. Calvin Cordozar Broadus Jr. ist 47 Jahre alt, lebt mit Frau und drei Kindern in Los Angeles, und ist so ein erfolgreicher Investor. Gleichzeitig ist Broadus Gangster-Rapper, besser bekannt als Snoop Dogg; in seinen Videos raucht er Gras und lässt sich über Frauenhintern aus. Aufgewachsen ist er in einem Armenviertel von Los Angeles. Bereits in der Grundschule wurde er das erste Mal verhaftet, weil er Kokain verkaufte. Seine Gang "Rollin 20's" wird bis heute mit Drogenhandel und Gewalt in Verbindung gebracht. Dort ist er immer noch Mitglied. Gleichzeitig investiert er in die legale Cannabis-Industrie, in Kaschmir-Toilettenpapier und in einen Zahlungsdienstleister.

Auch 50 Cent, der bürgerlich Curtis James Jackson III heißt, gehört zu den illustren Investoren. Jackson fing im Alter von zwölf Jahren an, mit Drogen zu handeln. Als Jackson 24 Jahre alt war, lauerte ihm ein Mann vor dem Haus seiner Großeltern auf; Jackson bekam neun Kugeln ab. Meist rappt er über Gewalt, Drogen und das Ghetto. Unter anderem hat er einen zehnprozentigen Anteil der Getränkemarke Glacéau gekauft. In seinen Songs hat er das Wasser dann beworben, er sprach vom "Vitaminwater", einem Glacéau-Produkt. Prompt stieg der Wert der Marke, Coca Cola kaufte sie schließlich auf und Jackson verdiente gut an dem Geschäft.

Im Gegensatz zu Jackson nutzt der Rapper Broadus nicht seine Musik, um seine Investments zu pushen. Er hat den Risikokapitalgeber Casa Verde Capital mitgegründet, der in die Cannabis-Industrie investiert. Während auf der Internetseite der Firma unter den Porträts anderer Teilhaber Qualifikationen stehen wie "erfahrener Finanzprofi" oder "frühere Betriebsleiterin bei Uber", will Broadus mögliche Kapitalgeber damit überzeugen, dass er über mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Cannabis-Industrie verfüge. Natürlich investiert Broadus nicht seit 20 Jahren in Cannabis. Aber er hatte eben viel zu tun mit Drogen.

Hakeem Seriki heißt als Rapper Chamillionaire und passt optisch in das Bild eines typischen Gangster-Rappers: mit einer Kappe, die er fast immer schief auf dem Kopf trägt und glänzenden Silberketten um den Hals. Aber Seriki wuchs in einem strengen Haushalt auf und gilt als einer der wenigen Gangster-Rapper, die angeblich nie etwas mit Drogen zu tun hatten. Er investiert in Tech-Start-ups. 2015 wurde er eine Art Trainee beim Risikokapitalgeber Upfront Ventures. Im Dezember 2016 gründete Seriki mit dem Videonachrichtendienst Convoz sein erstes eigenes Tech-Start-up.

Auf einem Gründertreffen, auf dem er Convoz vorstellte, begann er seine Rede mit "What's up, yo?" - in Finanzkreisen ist das eher unüblich. Auch seine Kappe trägt Seriki immer noch umgedreht. Broadus hingegen sieht man inzwischen öfter im Anzug, manchmal auch im Pullunder mit Hemd. Er spricht mittlerweile auch mehr wie ein richtiger Investor: So begründete seinen Einstieg beim Finanzdienstleister Klarna damit, dass er nach einer Möglichkeit gesucht habe, sein Anlageportfolio auf Europa auszuweiten.

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