Süddeutsche Zeitung

Finanzbranche:Banker verdienen glänzend

Lesezeit: 2 min

Banker kennen keine Krise: Während Europa mit der Schuldenkrise kämpft, steigt die Zahl der Einkommensmillionäre in der Finanzbranche um elf Prozent. Weniger gut als den Angestellten allerdings geht es ihren Arbeitgebern.

Von Andrea Rexer, Frankfurt

Die Zahl der Spitzenverdiener in der Finanzbranche ist im vergangenen Jahr um elf Prozent gestiegen - trotz Finanz- und europäischer Schuldenkrise. Etwa 3500 Banker in Europa verdienen mehr als eine Million Euro pro Jahr. Das geht aus einer Erhebung der Europäischen Bankenaufsicht EBA hervor.

Die meisten Einkommensmillionäre sind in London beschäftigt: 2700 Manager verdienen im Durchschnitt 1,92 Millionen Euro. Mit 212 Bankern, die mehr als eine Million Euro kassieren, liegt Deutschland auf Rang zwei der Liste. Die deutschen Top-Banker verdienen mit durchschnittlich 1,5 Millionen Euro deutlich weniger als ihre britischen Kollegen. Nur Frankreich hat noch eine ähnlich hohe Zahl an Spitzenverdienern: Hier kommen 177 Banker über die Millionengrenze, in Spanien und Italien sind es jeweils 100. Die EBA wies darauf hin, wie groß die Unterschiede zwischen den einzelnen EU-Ländern sind: "Die Zahlen zeigen, dass die Zahl der Hochverdiener in den meisten EU-Ländern sehr begrenzt ist, in anderen jedoch ziemlich hoch." Die Unterschiede lassen sich zum Teil durch die unterschiedliche Anzahl von Banken, aber auch durch unterschiedliche Geschäftsmodelle erklären.

Weniger gut als den Angestellten geht es ihren Arbeitgebern: Die europäischen Geldhäuser haben noch immer mit der Aufarbeitung der Finanz- und der Schuldenkrise zu kämpfen. Die Deutsche Bank etwa hat im dritten Quartal 2013 nur einen Minigewinn von 51 Millionen Euro vorgelegt. Auch andere Banken in der Euro-Zone haben Schwierigkeiten: Einerseits erzeugt die schlechte konjunkturelle Lage magere Gewinne, andererseits müssen sie höhere Kapitalpuffer aufbauen, um den neuen Regeln der Aufsicht gerecht zu werden. Derzeit prüft die Europäische Zentralbank die Bilanzen der 130 größten Institute der Euro-Zone. Experten glauben, dass dadurch neuer Kapitalbedarf offengelegt wird.

Boni viermal höher als das Fixgehalt

Die Regulierung dürfte vom kommenden Jahr an auch die Einkommensstruktur der Banker verändern. Die EBA-Statistik zeigt, dass Boni derzeit im Schnitt etwa viermal so hoch sind wie das Fixgehalt. Künftig jedoch will die EU die variable Bezahlung auf das Doppelte des Grundgehalts begrenzen. Ohne Zustimmung der Hauptversammlung dürfen die Boni das Fixgehalt nicht übersteigen. Ziel der Politik ist es, die Gehaltsexzesse der Banker zu begrenzen. Experten rechnen jedoch damit, dass die Banken die Fixgehälter ihrer Angestellten erhöhen werden.

Die Boni-Regelung trifft vor allem Investmentbanker, die innerhalb der Geldhäuser traditionell die höchste variable Vergütung erhalten. Europaweit stellen sie drei Viertel der Millionen-Verdiener. Da viele Banken ihre Investmentbanking-Tätigkeiten in London bündeln, überrascht es nicht, dass hier die meisten Einkommensmillionäre registriert sind.

Zu den Top-Verdienern gehören aber natürlich auch die Vorstandschefs der großen Banken. In Deutschland sind das die beiden Co-Vorstandschefs der Deutschen Bank, Anshu Jain und Jürgen Fitschen, die 2012 jeweils 4,8 Millionen Euro verdient haben. Commerzbank-Chef Martin Blessing erhielt 1,4 Millionen Euro.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1831847
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 30.11.2013
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.