Erst eineinhalb Jahre ist es her, dass die Nord-LB - die Landesbank von Niedersachsen - von ihren staatlichen Eigentümern gerettet werden musste. Nun macht sie ihren Anteilseignern wieder Sorgen. Angesichts möglicher Kreditausfälle wegen Corona musste das Geldhaus die Risikovorsorge für faule Kredite im ersten Halbjahr deutlich anheben und rechnet daher für das Gesamtjahr mit einem Verlust. Bislang hatte sich Bank-Chef Thomas Bürkle noch keine Prognose für 2020 zugetraut, nun scheint die Lage klarer. "Die Pandemie wird spürbare Auswirkungen auf unser Ergebnis haben", sagte Bürkle bei der Vorlage der Halbjahreszahlen. In den ersten sechs Monaten erzielte die Landesbank mit Sitz in Hannover einen Gewinn vor Steuern von sechs Millionen Euro, verglichen mit einem Überschuss von 180 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.
Niedersachsens Finanzminister Reinhold Hilbers (CDU), der in den Vorjahren massiv für die milliardenteure Rettung der Landesbank eingetreten war, bemühte sich um Schadensbegrenzung. Das Ergebnis sei eine Momentaufnahme. Bisher zeige sich, dass das "vorgelegte Modell" funktioniere und die Nord-LB zudem den Mittelstand unterstütze. Man müsse aber die weitere Entwicklung "sorgfältig beobachten". Mehr Klarheit werde die zweite Hälfte des Jahres bringen, wenn deutlicher zu erkennen sei, inwieweit Corona auf die Wirtschaft durchgeschlagen habe. Die Nord-LB ist nicht die einzige Bank, die ihre Vorsorge wegen der Coronakrise im ersten Halbjahr deutlich erhöht hat. Die Nord-LB ist allerdings gezwungen, bald wieder eine Dividende ausschütten zu können, denn das Land will damit die Finanzierungskosten für die staatliche Rettung bezahlen.
Auch die inzwischen privatisierte HSH Nordbank, heute Hamburg Commercial Bank, vermeldete am Donnerstag einen Gewinneinbruch um rund ein Viertel auf 71 Millionen Euro. Zudem legte Finanzvorstand Oliver Gatzke zum Monatsende überraschend sein Amt nieder - angeblich "im besten gegenseitigen Einvernehmen", allerdings ohne dass die Bank in der Lage war, einen Nachfolger zu nennen.