Süddeutsche Zeitung

Finanzbranche:Auf Strategiesuche

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Die Deutsche Bank nimmt nach den gescheiterten Verhandlungen mit der Commerzbank die Investmentsparte ins Visier. Dort sei noch einiges zu holen, meint Vorstandschef Christian Sewing.

Nach dem Scheitern ihrer Fusionsverhandlungen wollen Deutsche Bank und Commerzbank ihre Probleme nun alleine lösen. Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing setzte in einem Interview die Investmentbanker seines Hauses unter Druck: "Im Kapitalmarktgeschäft haben wir zuletzt wenig verdient", sagte er der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Bei stabileren Märkten könne die Deutsche Bank dort auch wieder wachsen. "Richtig ist allerdings auch: Wenn sich das nicht nachhaltig verbessert, dann werde ich auch so konsequent sein und sagen: Da müssen wir uns etwas anderes überlegen." Die Deutsche Bank hatte im ersten Quartal im Investmentbanking Einbrüche verbucht und war in die Verlustzone gerutscht. Einige wichtige Anteilseigner fordern seit Monaten weitere Einschnitte im Investmentbanking, nachdem Sewing dort bereits kurz nach seinem Amtsantritt vor rund einem Jahr den Rotstift angesetzt hatte.

Zu Spekulationen um ein mögliches Zusammengehen der Deutsche-Bank-Fondstochter DWS mit der Vermögensverwaltungssparte der Schweizer Bank UBS wollte sich Sewing nicht äußern. Grundsätzlich gelte aber: "Wir schauen uns für einzelne Bereiche Chancen an, wie wir schneller wachsen und profitabler werden können, das ist doch klar." Er verwies zudem auf den Börsengang der DWS 2018, der unter anderem mehr Flexibilität bezweckt habe.

Commerzbank-Chef Martin Zielke sagte der Welt am Sonntag, ein "Weiter so" könne es für sein Institut nicht geben: "Wir haben eine klare Strategie, aber auch die muss immer wieder auf den Prüfstand." Die mehr auf das Privatkundengeschäft ausgerichtete Commerzbank könne aber "sehr wohl" alleine weitermachen, betonte er. Zielke widersprach Spekulationen, die Bank könnte nach den gescheiterten Fusionsverhandlungen mit der Deutschen Bank einen anderen Fusionspartner brauchen: "Wir sind alleine stark genug, um unseren Weg zu gehen." Medien zufolge sollen etwa die niederländische ING und die italienische Unicredit Interesse an der Commerzbank haben. "Ich verstehe, dass Sie das interessiert. Aber zu Gerüchten werde ich mich nicht äußern", sagte Zielke dazu.

Für den Fall, dass die Commerzbank durch ein anderes europäisches Institut übernommen werden sollte, kündigte Deutsche-Bank-Chef Sewing einen harten Wettbewerb an. "Dieser Käufer wäre zum einen mindestens ein bis zwei Jahre nur mit deren Integration beschäftigt. Und zum anderen wären wir dann die einzige wirklich deutsche Bank mit internationalem Netzwerk", so der Vorstandschef. "Und das werden wir selbstbewusst ausspielen." Deutsche Bank und Commerzbank hatten am Donnerstag nach langen Verhandlungen mitgeteilt, dass ein Zusammenschluss der beiden Häuser "keinen ausreichenden Mehrwert" bieten würde.

Medienberichten zufolge sollen sowohl die italienische Unicredit als auch die niederländische ING Interesse an der Commerzbank gezeigt haben.

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SZ vom 29.04.2019 / Reuters
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