Finanzagentur gibt Privatkundengeschäft auf:Wie Kleinanleger künftig in Bundesschatzbriefe investieren können

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Wegen der niedrigen Zinsen gibt der Bund das Geschäft mit Privatanlegern auf. Staatliche Anlageprodukte wie etwa Bundesschatzbriefe oder Finanzierungsschätze gibt es dann nicht mehr. Für die Kunden der Finanzagentur hat das Folgen. Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Andreas Jalsovec

Der Briefversand hat stattliche Dimensionen: Rund 330.000 Kunden der Bundesfinanzagentur bekommen in den nächsten Tagen Post. Darin teilt ihnen die Agentur mit, dass der Bund ab dem kommenden Jahr das Geschäft mit seinen Privatkunden aufgeben wird. Speziell auf sie zugeschnittene staatliche Anlageprodukte wie etwa Bundesschatzbriefe oder Finanzierungsschätze gibt es dann nicht mehr. Auch die Tagesgeldanleihe des Bundes läuft aus. Was bedeutet das für die Kunden, die bislang kostenlos bei der Finanzagentur ein Konto führen, Staatspapiere gebührenfrei kaufen und sie dort verwalten lassen konnten? Die SZ beantwortet wichtige Fragen.

Müssen Finanzagentur-Kunden jetzt etwas tun?

Vorerst nicht. Sämtliche Konten bleiben bestehen - auch über das Jahr 2012 hinaus. "Der Bund wird alle Verpflichtungen bis zum Ende der Laufzeit der Papiere erfüllen", sagt ein Finanzagentur-Sprecher. Die Konten werden also so lange kostenfrei weitergeführt, bis das letzte Papier darin ausläuft oder gemäß der Emissionsbedingungen vorzeitig gekündigt wird. Das kann bei langlaufenden Anleihen durchaus Jahrzehnte dauern. Wird ein Wertpapier fällig, zahlt die Agentur den angelegten Betrag auf das Girokonto der Anleger aus.

Was passiert mit den Zinsen?

Das ist zum Teil noch offen. Bei den meisten Finanzagentur-Kunden flossen die Zinszahlungen direkt in den Kauf neuer Staatspapiere. Diese Produkte gibt es aber ab 2013 nicht mehr. Derzeit werde geprüft, ob und wie die Zinszahlungen künftig neu investiert werden können, so der Finanzagentursprecher. Ähnliches gelte für Sparpläne: "Viele Anleger investieren regelmäßige monatliche Beträge - etwa in Finanzierungsschätze." Wie damit künftig verfahren wird, ist ebenfalls noch ungeklärt.

Kann man jetzt noch Schatzbriefe oder Finanzierungsschätze kaufen?

Bis Ende des Jahres geht das ohne Weiteres. Bis dahin werden noch neue Serien aufgelegt. Bei den ein- und zweijährigen Finanzierungsschätzen etwa gibt es am Ende jedes Monats eine neue Serie. Ob 2012 noch ein neuer Schatzbrief kommt, hängt von der Zinsbewegung ab. Gibt es deutliche Änderungen beim Zins am Markt, wird ein neuer Schatzbrief begeben. Wer die Produkte über die Finanzagentur kaufen will, braucht aber ein Konto dort. Auch das kann man bis Ende des Jahres noch eröffnen (www.deutsche-finanzagentur.de, Rubrik "Private Anleger"). Ab 2013 geht das nicht mehr.

Lohnt es sich, jetzt noch schnell ein neues Konto zu eröffnen?

Das hängt davon ab, was man von der Geldanlage erwartet. Bundesschatzbriefe erzielen in den ersten drei Jahren eine Mager-Rendite von jeweils 0,05 Prozent. Sie gelten jedoch bei den Anlegern als extrem sicher. Viele Sparer kaufen sie daher, um sicher zu sein, dass sie ihr Geld auch wieder zurückbekommen. Wer so denke, für den könne es durchaus sinnvoll sein, jetzt noch ein Konto bei der Finanzagentur zu eröffnen und dort Staatspapiere zu lagern, meint Roland Aulitzky, Finanzexperte bei der Stiftung Warentest. "Sehr attraktiv ist das aber mit Blick auf die Zinsen nicht." Er rät zu klassischen Bankprodukten wie Tages- oder Festgeld. Bei den jetzigen Schutzmechanismen für die Banken seien diese ähnlich sicher wie Staatspapiere.

Wie können Privatanleger ab 2013 in Staatspapiere investieren?

Die Produkte, die bislang von der Finanzagentur für Privatkunden vertrieben wurden, gibt es dann nicht mehr - also Bundesschatzbriefe, Finanzierungsschätze und die Tagesgeldanleihe. Bundesobligationen kann man künftig über Banken und Sparkassen kaufen. Dasselbe gilt, wie jetzt auch schon, für andere Staatspapiere wie Bundesanleihen. Anders als bei der Finanzagentur kostet deren Kauf über die Hausbank jedoch Gebühren. Die Höhe hängt meist vom Volumen ab. Viele Banken verlangen für die Order eines festverzinslichen Wertpapiers einen Mindestbetrag von etwa 30 Euro. Bei höheren Anlagesummen werden 0,5 Prozent des Kurswertes fällig. Bei 10 000 Euro sind es also 50 Euro Gebühr. Auch die Verwahrung in einem Wertpapierdepot kostet oft etwas. Warentest-Experte Aulitzky hält deshalb auch hier Tages- oder Festgeld für die bessere Alternative. Die Konten dafür sind für gewöhnlich gebührenfrei. "Die Laufzeit sollte aber nicht zu lang sein", meint Aulitzky. "Falls der Zinstrend doch einmal dreht."

© SZ vom 05.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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