Ein Abend im Januar. Draußen wirbeln matschige Schneeflocken herab und schmelzen zu gigantischen Pfützen. Der perfekte Plan für einen ansonsten tristen Abend: einen Film gucken. Doch kein WG-Mitglied erklärt sich bereit, das Haus zu verlassen und zur Videothek zu gehen. Fernsehen kommt auch nicht in Frage - da läuft sowieso nicht das, was man gerade sehen möchte, schon gar nicht in der Originalversion.
Das Anspruchsdenken der Menschen ist gestiegen: Sie wollen nicht mehr das anschauen, was man ihnen vorsetzt. Sie wollen selbst bestimmen, welchen Film sie zu welcher Zeit, auf welchem Gerät und in welcher Version sehen. Download-Anbieter wie Megaupload haben das möglich gemacht, wenn auch jeder Nutzer mit dem Risiko der Strafverfolgung, moralischen Bedenken und aufdringlicher Werbung mit nackten Frauen leben musste.
Immer wieder schreiben Internet-Nutzer in Kommentaren, dass sie bereit wären, für Video-on-Demand zu zahlen. Aber gibt es denn überhaupt eine legale Möglichkeit dazu? Ein Überblick.
Amazon-Dienst Lovefilm: Stark beworben, nichts dahinter
Lovefilm ist ein Dienst von Amazon, über den sich Nutzer in erster Linie DVDs und Blu-rays leihen können - per Post. Das ist bequem, dauert aber zu lange. Das Video-on-Demand-Angebot des momentan intensiv beworbenen Services ist dagegen sofort abrufbar. Einzeln sollen die Titel für einen bis fünf Euro* gemietet werden können - das macht keinen signifikanten Unterschied zu DVD-Preisen aus. Besser klingt schon das Flatrate-Angebot: Für zwölf Euro im Monat gibt es unbegrenzt viele Filme im Stream.
Dürftig präsentiert sich der Service aber bei der Filmauswahl: Nur 598 Titel hat Lovefilm im Angebot. Als Test wurden 20 Titel aus der Liste der "100 besten amerikanischen Filme aller Zeiten" des amerikanischen Filminstituts zufällig ausgewählt - Lovefilm hat davon lediglich einen ( 2001 - Odyssee im Weltraum). Und den dann auch nur in der deutschen Synchronfassung.
T-Online Videoload: Dann lieber gleich DVDs kaufen
Ähnlich sieht es beim Konkurrenten Videoload von T-Online aus, der immerhin sechs von 20 Filmen der genannten Liste hat - allerdings wiederum nur in deutscher Sprache. Die Filme müssen teilweise geliehen, teilweise gekauft werden, eine Wahl zwischen den beiden Optionen gibt es ebenso wenig wie ein Flatrate-Angebot.
Ein ausgeliehener Film kostet zwischen zwei und drei Euro, für den Kauffilm bezahlt man acht Euro. Auch hier sind die Preise nicht tief genug, um die DVDs schlagen zu können, die dem Kunden immer noch den Mehrwert des greifbaren Produkts bieten. Um die Filme sehen zu können, muss zudem eine extra Software installiert werden.
Maxdome von Pro Sieben/Sat1: Immerhin auch Originalversionen
Auch Pro Sieben und Sat1 haben ein Video-on-Demand-Angebot: Maxdome. Dieser Service findet vier der 20 Filme, wobei zwei davon für je drei Euro ausgeliehen werden können. Alle vier gefundenen Filme lassen sich für acht bis zehn Euro kaufen. Eine Barriere: Um die Streifen ansehen zu können, muss der Internet Explorer verwendet und eine Zusatzsoftware installiert werden.
Wenigstens wirbt der Anbieter damit, dass es viele Filme auch in Originalversion gäbe. Als Alternative zum Einzelabruf gibt es verschiedene Flatrates: Für fünf bis 20 Euro im Monat gibt es Zugriff auf 500 bis 45.000 Videos.
Apple iTunes: Nicht schlecht, aber noch lange nicht gut genug
Bei den Musikdiensten im Internet gilt iTunes als Vorreiter, und auch bei den Filmen kann der Apple-Service ein paar Punkte sammeln: Zehn der zwanzig Titel gibt es im iTunes Store, ein paar davon sogar im Original. Die Kaufpreise liegen allerdings auch hier teilweise über den DVD-Preisen. Geliehen werden können die Filme meist für zwei bis drei Euro, eine Streaming-Flatrate wird nicht angeboten.
Kino1.to: Suchmaschine für legale Videos
Einen anderen Ansatz haben zwei Studenten aus Potsdam gewählt: Sie wollen nicht den Filehostern, sondern den umstrittenen Filmkatalogen wie dem abgeschalteten kino.to legale Konkurrenz machen. Dazu haben sie die Webseite kino1.to eingerichtet, die wie das illegale und mittlerweile abgeschaltete "Vorbild" auf einfache Art und Weise Filme und Serien finden soll - dabei werden legale Anbieter durchsucht.
Die Ergebnisse lassen sich nach kostenlosen oder kostenpflichtigen Angeboten und weiteren Kriterien filtern, beziehen aber derzeit noch nicht sehr viele Dienstleister ein. Aus der Sammlung mit den zwanzig Testfilmen findet die Suchmaschine acht - nämlich die von Maxdome und Videoload und dazu sogar den Buster-Keaton-Klassiker Der General, den es gratis auf dem Youtube-Konkurrenten Myvideo gibt. Lovefilm wird offensichtlich noch nicht durchsucht.
Fazit: Mit diesen legalen Alternativen wird man die Piraterie nicht besiegen
Die legalen Anbieter mögen mit Werbefreiheit, schnellen Ladezeiten und Videoqualität punkten können - diese Kriterien reichen aber nicht, solange die Angebote ihren kostenlosen Kontrahenten in allen anderen Punkten hoffnungslos unterlegen sind. Auf den Megaupload-Servern gab es nicht nur ein paar der wilkürlich ausgewählten 20 Filme - sondern alle. Es gab sie nicht nur in deutscher Sprache, sondern im Original und in der synchronisierten Fassung. Es gab die Filme nicht nur im Stream, sondern auch zum Download, so dass sie auf allen Geräten abgespielt werden konnten.
Auch nach dem Ende von Megaupload gibt es noch genug Alternativen, die rechtlich bedenklich sind, aber in einer anderen Liga spielen als die legalen Angebote. Eine Video-Suchmaschine, die zwischen legal und illegal nicht trennt, fand zum Beispiel von den 20 gesuchten Filmen 17 auf kostenlosen Filehostern wie Depositfiles, Uploaded.to, Rapidshare, Filesonic und anderen. Hier lassen sich die Filme oft mit einem einzigen Klick sofort anschauen oder sogar herunterladen. Etwas schwieriger ist es bei Filestube.com - dort werden zwar alle 20 Filme gefunden, um sie auf den Bildschirm zu bekommen, braucht es aber etwas Geduld und Know-how. Nicht alle Filme gibt es im Original und in der synchronisierten Fassung, die meisten allerdings schon.
Das sind keine Gründe, die moralischen Bedenken aufzugeben und Filme ohne Entgelt bei Filehostern wie Megaupload anzusehen. Aber es ist eine Erklärung für die Unterhaltungsindustrie, warum ihre Vermarktungsmodelle offenbar nicht ausreichen. Denn solange die legalen Angebote den illegalen Angebote in den entscheidenden Punkten unterlegen sind, werden die illegalen Angebote höchstwahrscheinlich auch weiterhin Bestand haben und genutzt werden.
*Preise gerundet