Autobauer:Fiat Chrysler zieht Übernahmeangebot für Renault zurück

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Werden jetzt wohl doch nicht eins: Fiat und Renault. (Foto: REUTERS)
  • Ende Mai hatte Fiat Renault eine Fusion vorgeschlagen, bei der beide Seiten je 50 Prozent erhalten sollten.
  • Daraus wird nun nichts. Der amerikanisch-italienische Autohersteller zieht sein Angebot zurück.
  • Als Grund wird die politische Situation in Frankreich genannt.

Aus dem Zusammenschluss wäre der drittgrößte Autobauer der Welt hervorgegangen: Fiat Chrysler wollte Renault übernehmen. Doch nun hat der US-italienische Autohersteller sein milliardenschweres Übernahmeangebot zurückgezogen. Man sei zwar weiterhin von der Logik des Plans überzeugt, teilte Fiat Chrysler in der Nacht zum Donnerstag mit. Allerdings sei klargeworden, dass die politische Situation in Frankreich einen Zusammenschluss gegenwärtig unmöglich mache.

Renault teilte mit, sein Verwaltungsrat habe keine Entscheidung über das Fiat-Angebot treffen können. Grund sei die Bitte französischer Regierungsvertreter, die Abstimmung später abzuhalten. Frankreich hält 15 Prozent an Renault.

Aus Fiat-Kreisen verlautete, Grund für die Absage sei der Versuch Frankreichs, eine Entscheidung über die Fusion zu verschieben. Ein weiterer Insider sagte dazu, Frankreich habe den 30 Milliarden Euro schweren Zusammenschluss hinauszögern wollen, um mit Nissan und der Regierung in Tokio zu beraten.

Ende Mai hatte Fiat Renault eine Fusion vorgeschlagen, bei der beide Seiten je 50 Prozent erhalten sollten. Die französische Regierung hatte sich dem Vorschlag gegenüber aufgeschlossen gezeigt. Am Mittwoch hatte die Regierung jedoch gesagt, die Fusion solle nicht überstürzt werden.

Allerdings stellte Frankreich eine Reihe von Bedingungen wie eine Garantie zum Erhalt von Arbeitsplätzen und Industrieanlagen in Frankreich. Zudem sollte der Renault-Partner Nissan eingebunden werden. Auch Italien hatte den Schutz von einheimischen Arbeitsplätzen gefordert. Eine Verständigung unter Einbeziehung der verschiedenen Interessen hätte in ihrer größten Variante zu einer Mega-Allianz führen können, die sogar Volkswagen und Toyota an der Weltmarktspitze in den Schatten gestellt hätte.

Experten hatten für den Fall eines Scheiterns über eine erweiterte Kooperation zwischen Fiat und Renault spekuliert. Beide Konzerne stehen unter Druck, weil sie für sich genommen zu klein sind, um die Kosten für den Wandel zu Mobilitätsanbietern zu stemmen. Renault hat zwar die Nase vorn bei Elektroautos. Hier hinkt Fiat hinterher. Beide Autobauer decken jedoch nur Teile des Weltmarktes ab. Fiat ist dank Chrysler vor allem stark in den USA, in Europa aber nicht. Die Franzosen sind in Europa und in den Schwellenländern stark vertreten, dagegen in den USA nur über Nissan präsent. Auf dem weltgrößten Pkw-Markt China haben beide Unternehmen Lücken.

© SZ.de/Reuters/ap/dpa/ebri - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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