Plötzlich soll alles ganz schnell gehen: Der französische Opel-Mutterkonzern PSA und der italienisch-amerikanische Automobilhersteller Fiat Chrysler (FCA) streben nun offiziell eine Fusion an. Das teilten beide Unternehmen am Donnerstag mit. Geplant sei ein Konzern, der je zur Hälfte den Anteilseignern von FCA und PSA gehört. Eine Vereinbarung dazu solle bereits in den kommenden Wochen erarbeitet werden.
Erst am Dienstagabend deutscher Zeit war überhaupt bekannt geworden, dass die beiden Konzerne über einen möglichen Zusammenschluss verhandeln. Es hieß zunächst, die Gespräche seien in einem frühen Stadium und können sich durchaus noch zerschlagen. Fiat Chrysler hatte erst vor Monaten versucht, mit dem Peugeot-Konkurrenten Renault zu fusionieren. Der Plan scheiterte aber am Widerstand der französischen Regierung und des Renault-Partners Nissan.
Die Fusionsgespräche von PSA und FCA hingegen begrüßt Frankreich. Die beabsichtigte Fusion sei eine Antwort "auf die Notwendigkeit für die Autobranche, sich zu konsolidieren", sagte der französische Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire am Donnerstag in Paris. "Frankreich muss stolz sein auf seine Autoindustrie, die ihre Fähigkeit zur Forschung und zur technischen Erneuerung unter Beweis gestellt hat", so Le Maire. Der französische Staat ist Aktionär beim Opel-Mutterkonzern PSA und hält über eine Förderbank 12,23 Prozent der Anteile und 9,75 Prozent der Stimmrechte. Weitere große Anteilseigner sind die Peugeot-Familie und der chinesische Hersteller Dongfeng.
Gemeinsamer Börsenwert von mehr als 40 Milliarden Euro
Durch die nun bekräftigte Fusion entstünde ein Unternehmen mit einem Jahresabsatz von zuletzt 8,7 Millionen Pkw. PSA und FCA würden gemeinsam zum viertgrößten Autobauer der Welt hinter Volkswagen, der Allianz aus Renault, Nissan und Mitsubishi sowie Toyota. Der Gesamtbörsenwert des neuen Unternehmens würde wohl mehr als 40 Milliarden Euro betragen. Vorstandsvorsitzender soll PSA-Chef Carlos Tavares werden, der FCA-Verwaltungsratsvorsitzende John Elkann würde diese Rolle auch bei dem neuen Unternehmen einnehmen.
PSA und Fiat Chrysler wollen durch den Zusammenschluss ihre Kräfte bündeln, um ein weltweit führendes Unternehmen in Zeiten nachhaltiger Mobilität zu bilden, heißt es in einer Mitteilung. Der italienisch-amerikanische Autokonzern und sein französischer Bislang-Rivale wollen sich künftig die hohen Kosten für neue Technologien wie Elektroautos und autonomes Fahren teilen. Die Fusion soll über mehrere Jahre Kosteneinsparungen von etwa 3,7 Milliarden Euro bringen, ohne Werke zu schließen. Dafür müssten einmalig 2,8 Milliarden Euro ausgegeben werden.
Der Zusammenschluss würde auch den Druck auf andere große Hersteller wie Volkswagen, Daimler und BMW erhöhen, sich nach möglichen Kooperationen umzusehen. Alle Autokonzerne kämpfen zur Zeit damit, dass sie einerseits viel Geld in neue Antriebstechniken stecken müssen, zugleich aber benzin- und zumindest teilweise auch dieselgetriebene Fahrzeuge immer noch die mit Abstand größten Umsatzbringer sind.