Automobilindustrie:Fiat will mit Renault fusionieren

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Der Autobauer Fiat Chrysler ist auf den französischen Konkurrenten Renault zugegangen. (Foto: AFP)
  • Der Autokonzern Fiat Chrysler schlägt eine Fusion mit dem französischen Konkurrenten Renault vor, wie das Unternehmen am Montag mitteilte.
  • Demnach sollen beide Unternehmen jeweils die Hälfte der Anteile halten.
  • Bei einem Zusammenschluss würde einer der größten Autokonzerne der Welt entstehen und die Marktführer Volkswagen und Toyota herausfordern.

Der Autokonzern Fiat Chrysler schlägt eine Fusion mit Renault zu gleichen Teilen als einen 50/50-Zusammenschluss vor. Das teilte das Unternehmen am Montag mit. Renault bestätigte, den Vorschlag erhalten zu haben. Der Verwaltungsrat von Renault werde am Vormittag über die Offerte beraten und sich danach schriftlich äußern, teilte das Unternehmen in Boulogne-Billancourt bei Paris mit.

"Der vorgeschlagene Zusammenschluss würde einen globalen Autohersteller schaffen, herausragend in Bezug auf Umsatz, Volumen, Rentabilität und Technologie sowie von Vorteil für die Anteilseigner der Unternehmen", heißt es in der Mitteilung von Fiat Chrysler ( PDF auf Englisch). Es habe bereits Gespräche zwischen beiden Unternehmen gegeben, um Produkte und Regionen für eine Zusammenarbeit zu identifizieren.

Ein fusionierter Großkonzern würde Volkswagen deutlich überholen

Bei einem Zusammenschluss würde einer der größten Autokonzerne der Welt entstehen, der eine Herausforderung für die Marktführer Volkswagen und Toyota wäre. FCA führt unter anderen die Marken Alfa Romeo, Fiat, Chrysler, Dodge, Jeep und Maserati. Der Konzern hat nach eigenen Angaben etwa 199 000 Beschäftige. Der Hersteller Renault, an dem der französische Staat beteiligt ist, ist seit langem mit den japanischen Autobauern Nissan und Mitsubishi in einer Allianz verbunden. Renault hält 43 Prozent der Anteile an Nissan. Nissan wiederum ist zu 15 Prozent an Renault beteiligt. Zusammen verkauften sie im vergangenen Jahr 10,8 Millionen Fahrzeuge. Mit dem US-italienischen Autoriesen FCA kämen die Hersteller auf mehr als 15 Millionen. Sie würden damit den deutschen Autobauer Volkswagen (10,8 Millionen) deutlich überholen.

Zuvor hatten amerikanische Medien über einen möglichen Zusammenschluss der beiden Autokonzerne berichtet. Wie das Wall Street Journal berichtete, hätten die Gespräche seit der Festnahme des früheren Renault-Chefs Carlos Ghosn in Japan im November 2018 Fahrt aufgenommen. Ghosn hatte auf eine Fusion des französischen Autobauers mit Nissan gedrängt. Sein Nachfolger Jean-Dominique Senard erteilte dem zunächst eine Absage und mahnte eine engere Kooperation innerhalb der Allianz an. Auch Nissan hatte einen Zusammenschluss abgelehnt.

Die französische Regierung hat die Fusionspläne von Fiat Chrysler und Renault mit Vorbehalt begrüßt. "Das ist ein Projekt, dem wir recht positiv gegenüberstehen", sagte eine Regierungssprecherin am Montag dem Sender BFM TV. Für Europa als Ganzes sei es gut, einen Industrie-Giganten zu haben. Allerdings müsse sich Frankreich die Konditionen des Geschäfts genau ansehen. "Das ist eine Diskussion, die wir als Aktionär mit Renault führen werden." Der französische Staat ist mit 15 Prozent der größte Eigner des Autoherstellers. Gerade diese Beteiligung sorgt unterdessen in Italien bei der mitregierenden rechten Lega für Kritik.

Der französische Staatsanteil sei eine "Anomalie", sagte der Lega-Abgeordnete Claudio Borghi dem Fernsehsender La7. Die Regierung in Rom könne eine Beteiligung an dem neuen Unternehmen verlangen, um mit den Franzosen gleichzuziehen. "Wir könnten Symmetrie fordern", so Borghi. Die nationalen Interessen Italiens müssten verteidigt werden.

© SZ.de/dpa/rts - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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