Fiat Chrysler:Rechnung für den US-Steuerzahler

Tschüss Staat: Kanada und die USA haben ihre letzen Anteile am Autobauer Chrysler verkauft. Jetzt steht fest, wie teuer die Rettung war. Fiat hat damit die Mehrheit bei den Amerikanern übernommen - ein neuer globaler Autokonzern rückt näher.

Zwei Jahre nach seiner Insolvenz kommt der US-Autobauer Chrysler wieder ohne staatliche Hilfe aus. Die USA und Kanada haben am Donnerstag ihre verbliebenen Anteile wie geplant an Fiat verkauft. Die Italiener halten nun 53,5 Prozent an Chrysler. Damit kann Fiat jetzt eine Mehrheit der Mitglieder im Verwaltungsrat bestimmen und ist auf dem besten Weg, einen weltumspannenden Autokonzern zu schmieden.

Chrysler kommt wieder ohne staatliche Hilfe aus

Chrysler kommt wieder ohne staatliche Hilfe aus.

(Foto: dpa)

Die Regierungen der USA und Kanadas hatten Chrysler in der schweren Branchenkrise des Jahres 2009 vor dem Bankrott gerettet. Fiat ergriff damals die Chance und bot seine Hilfe bei den Bemühungen an, Chrysler wieder auf Vordermann zu bringen.

Fiat-Chef Sergio Marchionne wurde Kopf beider Unternehmen und half Chrysler mit italienischem Know-how bei der Entwicklung neuer Wagen. Im Gegenzug bekam Fiat nach und nach immer mehr Anteile.

Für die jetzt übernommenen Anteile musste Fiat aber in bar zahlen: Der restliche Sechs-Prozent-Anteil der USA kostete die Italiener 500 Millionen US-Dollar, für den 1,5-Prozent-Anteil Kanadas flossen 125 Millionen US-Dollar. Der einzige verbliebene Mitaktionär ist nun der Gesundheitsfonds der Autogewerkschaft UAW.

Fiat kaufte außerdem das Recht, auch die Fonds-Anteile zu übernehmen. Die Gewerkschaft ist auf das Geld angewiesen, um die medizinische Versorgung ihrer Mitglieder zu sichern. Ursprünglich war geplant, die UAW-Anteile an die Börse zu bringen. Doch mittlerweile kristallisiert sich heraus, dass die Italiener der Gewerkschaft ihre Beteiligung lieber abkaufen wollen, um die zwei Autofirmen unter einem Dach zu vereinen.

Milliarden-Verlust für den Steuerzahler

Das Entstehen des neuen Autogiganten ist letztlich nur durch die Staatshilfe möglich geworden. Alleine die USA pumpten 12,5 Milliarden Dollar in Chrysler und bekamen nach neusten Angaben des Finanzministeriums gut 11,2 Milliarden Dollar wieder heraus. Somit erleidet der Steuerzahler einen Verlust von 1,3 Milliarden Dollar. Angesichts der Rettung zehntausender Jobs bei Chrysler selbst und bei Zulieferern feiert die Regierung von US-Präsident Barack Obama die Hilfe aber als Erfolg, berichtet die New York Times.

Der Steuerzahler hatte auch GM stützen müssen. Beide Autofirmen verdienen mittlerweile wieder Geld. Einzig Ford war von den "Big Three" ohne staatliche Hilfe durch die Krise gekommen.

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