Festnahme in New York:Ermittlungen wegen Insiderhandels führen zu Wall-Street-Milliardär

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"Lukrativster Tipp aller Zeiten": Ein Finanzmanager wurde in New York festgenommen. Er soll mit unerlaubten Insidergeschäften 276 Millionen Dollar Gewinn gemacht haben. Die Behörden prüfen nun, was Steve Cohen wusste, einer der mächtigsten Männer der Wall Street und weltbekannter Kunstsammler.

Ein massiver Fall von Insiderhandel könnte einen der einflussreichsten Männer der Wall Street in Bedrängnis bringen: In Zusammenhang mit der Festnahme eines früheren Hedgefonds-Managers in New York untersucht die Staatsanwaltschaft, was Steven Cohen wusste. Der ist Chef der Finanzfirma SAC und einer der reichsten Männer Amerikas.

Am Dienstag war allerdings zunächst Mathew Martoma festgenommen worden. Der Vorwurf gegen den Finanzmanager einer SAC-Unterfirma: Er soll dem Hedgefonds illegale Gewinne in Höhe von 276 Millionen Dollar ermöglicht haben, indem er ihn vorab über das Testergebnis eines neuen Alzheimer-Medikaments informiert habe. Daraufhin habe SAC Aktien der Unternehmen gekauft, die die Arznei herstellen. Bevor das negative Ergebnis bekannt wurde, konnte SAC mit Gewinn verkaufen und verdiente mit Wetten auf fallende Kurse noch mehr Geld. Es wäre der lukrativste Fall von Insiderhandel in der US-Geschichte.

Gegen Cohen wird nicht offiziell ermittelt, die Behörden gehen aber der Frage nach, ob er wusste, dass Martoma ihm in einem Gespräch Insider-Informationen zutrug. In den Ermittlungsakten wird er nur "Portfolio-Manager A" genannt. Cohen wird auf der Liste der Milliardäre des Forbes-Magazins auf Platz 106 geführt. Er soll mehr als acht Milliarden Dollar besitzen und ist einer der bekanntesten Kunstsammler der Welt. 2006 war er kurz davor, den teuersten Kunstkauf der Geschichte zu tätigen - Picassos "Der Traum" für 139 Millionen Dollar. Der Deal platzte, weil der Verkäufer, der augenkranke Hotelmogul Steve Wynn, das Bild aus Versehen mit seinem Ellenbogen durchschlug.

Engagement in Elan und Wyeth

Cohen stand auch schon auf der Liste der 100 einflussreichsten Menschen des Magazins Time. Auf die hat es auch US-Bundesstaatsanwalt Preet Bharara geschafft. Der ist bekannt für seine Unnachgiebigkeit bei der Verfolgung illegaler Deals an der Wall Street - was ihn von seinen Vorgängern unterscheidet (die FAZ hat ihn hier porträtiert, das Magazin New Yorker hier). Im vergangenen Jahr brachte er den Hedgefonds-Manager Raj Rajaratnam wegen Insiderhandels für elf Jahre ins Gefängnis. Auch damals waren Mitarbeiter von SAC verdächtigt worden. Insgesamt hat seine Behörde in den vergangenen Jahren dem Wall Street Journal zufolge bei 73 Anklagen wegen Insiderhandels 69 Verurteilungen oder Schuldeingeständnisse erwirkt. Der New York Times zufolge arbeiten Bhararas Ermittler seit Jahren an einer Untersuchung von Cohens Geschäften.

Nach Ermittlungen der Bundespolizei FBI führte die Bekanntschaft von Cohens Untergebenem Martoma mit einem Arzt zum Insiderhandel. Der Mediziner war 2006 an klinischen Tests des Alzheimer-Medikaments beteiligt. Bei dessen Informationen könnte es sich um den "lukrativsten Insider-Tipp aller Zeiten" gehandelt haben, sagte Bharara.

Insider-Geschäfte mit Aktien von Pharmafirmen sind besonders lukrativ - das Ergebnis eines Wirksamkeitstests kann Kurse plötzlich in die Höhe schießen oder abstürzen lassen.

Martoma hatte demnach für seinem Hedgefonds in die beiden Pharmafirmen Elan und Wyeth investiert. Als er jedoch von dem Arzt erfuhr, dass das in der Entwicklung befindliche Mittel nicht die gewünschten Erfolge zeigt, soll er die Aktien verkauft und zudem auf einen Kursverfall gewettet haben. Nachdem die Testergebnisse veröffentlicht worden waren, brach der Kurs tatsächlich ein.

Martoma selbst profitierte der Klageschrift zufolge durch einen satten Jahresbonus von 9,4 Millionen Dollar von seinem Treiben. Ihm drohen nun eine Haft- und Geldstrafe. Sein Anwalt erklärte, am Ende werde sich die Unschuld herausstellen. Der Arzt erhielt den Ermittlern zufolge mehr als 100.000 Dollar für seine Tipps. Er tritt nun als Kronzeuge auf; ihm wurde Straffreiheit gewährt.

© Süddeutsche.de/dapd/dpa/mahu/jab - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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