Sparer können derzeit nicht viel erwarten: Wer Sicherheit hoch schätzt und Erspartes oder Ererbtes auf Tages- oder Festgeldkonten bunkert, erhält meist nur ein paar Euro auf sein Guthaben. Immer wieder umwerben aber einzelne Geldhäuser mit überdurchschnittlich hohen Zinsen neue Kunden - wie derzeit die Autobanken. Ob Renault Bank, Mercedes-Benz Bank oder BMW Bank - die Geldinstitute haben in den vergangenen Wochen Zinsen für Festgeld erhöht. Beim Tagesgeld bietet die Renault Bank deutlich mehr als viele Konkurrenten. Davon profitieren kann jeder Anleger: Wer bei den Autobanken ein Konto eröffnet, was in der Regel online geschieht, muss deshalb keinen Mercedes, BMW oder Renault kaufen.
Festgeld ist im Vergleich zum Tagesgeld zuletzt attraktiver geworden. Denn wer wie die meisten Ökonomen damit rechnet, dass die Europäische Zentralbank (EZB) an ihrer Zinspolitik festhält und die Zinsen vorerst weiter so niedrig bleiben, kann sein Geld gleich ein bisschen länger anlegen, um mehr Zinsen kassieren zu können. Festgeld lässt sich zum Beispiel drei, sechs oder zwölf Monate oder auch für zwei Jahre anlegen. Der Vorteil: Man weiß genau, mit welchen Erträgen fest zu rechnen ist. Und es kann eben etwas mehr herausspringen als beim Tagesgeld. Der durchschnittliche Zinssatz bei Festgeld (zwölf Monate, Anlagebetrag 25 000 Euro) liegt derzeit bei 0,23 Prozent. Das ergibt der Festgeld-Vergleich des Verbraucherportals Biallo.de. Beim Tagesgeld liegt der Durchschnittssatz bei 0,10 Prozent. Die Renault-Bank lockt aber seit Anfang Mai Neukunden mit einem Zinssatz von 0,55 Prozent fürs Tagesgeld, garantiert für immerhin sechs Monate.
Warum zahlen die Autobanken gerade mehr als andere Institute?
Beim Festgeld fällt derzeit vor allem das Angebot der BMW Bank auf: Das Münchner Geldhaus zahlt bei einer Laufzeit von sechs Monaten 0,65 Prozent Zinsen, ab einem Anlagebetrag von 5000 Euro. Ist das Geld zwölf Monate festgelegt, gibt es 0,75 Prozent Zinsen (Tabelle). Damit ist bei den Münchnern mehr als das Dreifache des Marktdurchschnitts herauszuholen. Und das Geld wird real zumindest nicht weniger: Die Inflation in Deutschland ist in der Corona-Krise auf den niedrigsten Stand seit September 2016 gesunken. Die Jahresteuerungsrate lag im Mai nach vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamtes bei 0,6 Prozent.
Ein weiterer Vorteil: Das Geld der Anleger ist nicht nur über die gesetzliche Einlagensicherung von 100 000 Euro geschützt, zusätzlich greift auch der Einlagensicherungsfonds des Bundesverbands deutscher Banken. Anders bei der FCA-Bank, die zum Fiat-Konzern gehört: Hier gibt's bei Laufzeiten von einem und zwei Jahren 1,00 beziehungsweise 1,05 Prozent. Das Einlagensicherungssystem in Italien kann jedoch nicht mit dem deutschen Sicherheitsnetz mithalten.
Bleibt die Frage: Warum zahlen die Autobanken gerade mehr als andere Institute? "Wir wollen neue Kunden gewinnen", sagt eine Sprecherin der BMW Bank. Außerdem erhalte man so Mittel für eigene Kredit- und Leasing-Angebote. Bei der Renault Bank ist es genauso: "Mit den Einlagen refinanzieren wir unser automobiles Kerngeschäft", heißt es bei der Renault Bank.