Aktie verliert:Ferrari verdreifacht Gewinn

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Margenträchtig: Rund 200 000 Euro kostet so ein Ferrari Roma, ohne viel Ausstattung wohlgemerkt. (Foto: Gregorio Borgia/dpa)

Der italienische Sportwagenhersteller Ferrari profitiert vom wachsenden Wohlstand. Vor allem in Asien läuft es gut.

Von Jan Schmidbauer, München

Dass die Pandemie die globale Ungleichheit verschärft hat, ist inzwischen ja beinahe eine Binse. Wer auf die Fieberkurven des großen Geldes blickt - auf den Dow Jones, den Dax und die Quadratmeterpreise von innenstädtischen Immobilien - der sieht, dass der sogenannte Corona-Schock im März 2020 hier nur ein kurzfristiges Ereignis war und viele wohlhabende Menschen heute noch mehr Geld zur Verfügung haben als vor der Krise.

Davon profitiert man in der italienischen Kleinstadt Maranello in der Emilia-Romagna, wo seit vielen Jahrzehnten Produkte verkauft werden, die kein Mensch braucht, aber viele haben wollen: Beim Sportwagenhersteller Ferrari registrieren sie schon länger wieder eine hohe Nachfrage nach den eigenen Produkten. Und das Unternehmen konnte dies am Montag auch mit handfesten Zahlen belegen. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen sprang im zweiten Quartal auf 386 Millionen Euro. Das entspricht einem Plus von 210 Prozent gegenüber dem Vorjahr, also einer Verdreifachung des Gewinns. Analysten hatten mit etwas schlechteren Zahlen gerechnet.

Weltweit konnten die Italiener zwischen April und Juni 2685 Fahrzeuge ausliefern, fast doppelt so viele wie im Vorjahr. Besonders gut liefen die Geschäfte in Asien, wo Ferrari mehrere neue Modelle auf den Markt brachte.

Aber auch in Europa und Amerika, wo die Autos von Ferrari seit Jahrzehnten wahlweise als Inbegriff von automobilem Luxus beziehungsweise überdrehtem Reichtum gelten, legten die Verkäufe zu.

An der Börse wollten sich die Anleger allerdings nicht so recht von den guten Ferrari-Zahlen begeistern lassen. Im Gegenteil: Der Kurs der Ferrari-Aktie fiel sogar recht deutlich, zeitweise lag sie mit bis zu 2,8 Prozent im Minus. Ferrari erwartet nach eigenen Angaben zwar einen höheren Geldzufluss. Aber die Gewinn- und Umsatzprognose erhöhte John Elkann nicht.

Der 45-Jährige aus der Fiat-Dynastie Agnelli hat vorübergehend den Posten des Vorstandschefs bei Ferrari übernommen, nachdem Louis Camilleri das Unternehmen im Dezember überraschend verlassen hatte, aus "persönlichen Gründen", wie es hieß. Einen Nachfolger hat Elkann, dessen Holding Exor rund ein Viertel der Ferrari-Anteile gehören, bereits gefunden. Zum 1. September soll ein Mann namens Benedetto Vigna den Chefposten in Maranello übernehmen. Der hat bislang zwar nicht als Automanager von sich reden gemacht. Angesichts der derzeitigen Lage auf dem internationalen Automarkt erscheint die Personalie aber von geradezu seherischer Qualität. Sein vorheriger Arbeitgeber ST Micro stellt Halbleiter her. Die fehlen gerade praktisch jedem Autohersteller. Vielleicht können ja ein paar alte Kontakte helfen.

© SZ vom 03.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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