Süddeutsche Zeitung

Ferrostaal-Chef Secher geht Anfang 2012:Arbeit getan

Bald beginnen die Gerichtsprozesse: Der große Schmiergeld-Skandal von Ferrostaal wird aufgearbeitet, der Verkauf an MPC ist perfekt - Zeit für Ferrostaal-Chef Jan Secher, das Unternehmen zu verlassen.

Er hat beim Aufräumen nach einem Korruptionsskandal geholfen, jetzt packt er nach nur anderthalb Jahren seine Sachen zusammen: Ferrostaal-Chef Jan Secher verlässt das Unternehmen nach dem geplanten Verkauf an die Beteiligungsgesellschaft MPC. Das teilte der Anlagenbau-Konzern in Essen nach einer Aufsichtsratssitzung mit.

Secher gehe auf eigenen Wunsch und werde bis zum Vollzug des Verkaufs an MPC im ersten Quartal 2012 bei Ferrostaal bleiben, sagte eine Sprecherin. Zur Nachfolge gab es zunächst keine Angaben.

Der 54-Jährige hatte den Spitzenposten des von einem Korruptionsskandal erschütterten Unternehmens im Juni 2010 übernommen. Secher hatte die Affäre aufklären lassen und ein Anti-Korruptionsprogramm angestoßen. Seine Maßnahmen trügen dazu bei, dass Ferrostaal unter neuer Eigentümerschaft eine tragfähige Basis für die Zukunft habe, erklärte der Aufsichtsrat.

Neues Vorstandsmitglied wird der ehemalige Babcock- und Lurgi-Vorstand Kay Hanns Ewaldsen, teilte Ferrostaal mit.

Ab dem 15. Dezember wird im Zusammenhang mit dem Skandal zwei ehemaligen Managern der MAN-Beteiligung Ferrostaal in München der Prozess gemacht. Die Wirtschaftsstrafkammer am Landgericht München I hat gegen ein ehemaliges Vorstandsmitglied und einen früheren Prokuristen das Verfahren wegen gemeinschaftlicher Bestechung ausländischer Amtsträger im internationalen Geschäftsverkehr zur Hauptverhandlung zugelassen. Von der Anklage erfasst ist auch die Ferrostaal AG als sogenannte Nebenbeteiligte.

Die Staatsanwaltschaft wirft den beiden vor, in Griechenland und Portugal Bestechungsgelder gezahlt zu haben, um den Verkauf von U-Booten in den Ländern anzuschieben. Das Unternehmen, das aktuell rund 4300 Mitarbeiter beschäftigt und 2010 rund 1,8 Milliarden Euro umsetzte, hatte unter der Affäre stark gelitten.

Der Münchner MAN-Konzern hatte Ferrostaal 2007 mehrheitlich an den arabischen Staatsfonds IPIC verkauft. Nach Bekanntwerden der Korruptionsvorwürfe war ein langwieriger Streit zwischen den Eigentümern ausgebrochen.

Ende November hatten MAN und IPIC endlich eine Lösung präsentiert: MAN kauft seinen an IPIC veräußerten Anteil von 70 Prozent für 350 Millionen Euro zurück und reicht dann das gesamte Unternehmen für bis zu 160 Millionen Euro an die Hamburger Beteiligungsgesellschaft MPC weiter.

Die neue Ferrostaal-Mutter MPC nimmt dem Handelsblatt zufolge außerdem einen weiteren Investor an Bord: Commodore Contracting aus Abu Dhabi werde sich mit 25 Prozent an MPC Industries beteiligen, meldete die Zeitung unter Berufung auf MPC. Wie viel Geld die Araber für den Einstieg bezahlen, sei nicht bekannt. Ferrostaal erhoffe sich über Commodore einen Zugang zu milliardenschweren Investitionsprojekten in den Golfemiraten.

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