Fernsehkonzern baut Schulden ab:ProSiebenSat.1 erzielt Rekordgewinn

Mit harten Schnitten hat ProSiebenSat.1-Chef Ebeling den Fernsehkonzern in den vergangenen Jahren saniert. Der Lohn: ein Rekordergebnis für 2011. Jetzt muss er beweisen, dass er die Sendergruppe auch im Alltagsgeschäft voranbringen kann. Das versucht er unter anderem mit einem Pay-TV-Ableger von Pro Sieben.

ProSiebenSat.1 hat sich 2011 einen Großteil seiner Schulden vom Hals geschafft. Ende Dezember betrugen die Verbindlichkeiten des Fernsehkonzerns (ProSieben, Sat.1, Kabel 1, Sixx) nur noch 1,8 Milliarden Euro. Ein Jahr zuvor waren es noch drei Milliarden. Den Münchnern half der Verkauf ihrer TV-Sender in den Benelux-Staaten, der ihnen gut 1,2 Milliarden Euro einbrachte.

Jahrespressekonferenz der ProSiebenSat. 1 Media AG

Thomas Ebeling, Vorstandsvorsitzender von ProSiebenSat.1, will den Fernsehkonzern besonders in jenen Geschäftsfeldern ausbauen, die nicht von Werbeeinnahmen abhängen.

(Foto: dapd)

Die Hauptaktionäre - die Finanzinvestoren KKR und Permira - profitierten nicht vom Geldregen. Dafür erhalten sie nun eine leicht erhöhte Dividende. Insgesamt überweist ProSiebenSat.1 245 Millionen Euro an seine Aktionäre - 79 Prozent des bereinigten Jahresüberschusses aus den Geschäften, die das Unternehmen nun weiterführt. Für ihre Stammaktien erhalten KKR und Permira 1,15 Euro pro Anteilsschein nach 1,12 Euro im Jahr zuvor, teilte ProSieben mit. Die Besitzer der börsennotierten Vorzugstitel erhalten mit 1,17 Euro drei Cent mehr.

Für ProSieben ist der Schuldenabbau ein Befreiungsschlag: KKR und Permira hatten dem Sender vor einem halben Jahrzehnt ihre europäische TV-Tochter SBS aufgehalst, einen Medienkonzern, der vor allem in Skandinavien und Osteuropa TV-Sender, Pay-TV und Radiostationen betrieb. Dafür musste sich ProSieben im Auftrag der Finanzinvestoren hoch verschulden. Seinerzeit genehmigten sich die Beteiligungsgesellschaften zudem hohe Ausschüttungen auf Kosten von ProSieben. Damit traten sie eine Diskussion über ihr Geschäftsmodell los, in dem neu gekaufte Unternehmen häufig mit hohen Schulden belastet werden.

Auch ohne den Milliarden-Verkaufserlös lief das vergangene Jahr für ProSiebenSat. 1 gut - das Geschäft mit TV-Werbung wurde von der europäischen Schuldenkrise kaum in Mitleidenschaft gezogen. Der Jahresüberschuss unter Berücksichtigung der nicht fortgeführten Aktivitäten verdoppelte sich 2011 auf 638 Millionen Euro. Der operative Gewinn stieg um sieben Prozent auf 850 Millionen Euro, der Umsatz um sechs Prozent auf 2,8 Milliarden Euro. 2012 will der Fernsehsender diese Kennzahlen weiter steigern, den Umsatz um vier bis sechs Prozent. An der Börse kam das gut an: Die Aktie legte um vier Prozent zu und war damit größter MDax-Gewinner.

Auch der Start ins neue Jahr sei gut gewesen, erklärte Konzernchef Thomas Ebeling. Trotz Konjunkturdelle erwartet er wachsende Werbeerlöse für die Sendergruppe auch in Deutschland. Das Fernsehen soll Marktanteile von den Druckmedien gewinnen und durch Internet-Angebote zulegen.

Das schwächelnde Sender-Flaggschiff Sat.1 soll mit einem neuen Vorabendprogramm wieder auf Kurs gebracht werden. Das Angebot an Pay-TV-Sendern baut der Fernsehanbieter Anfang Mai aus: Neben den bereits existierenden Bezahlangeboten von Kabel 1 und Sat 1 tritt dann auch ein kostenpflichtiger Ableger von Pro Sieben. Als Teil der starken Marke soll ProSieben Fun viele Zuschauer finden.

Ebeling hat das Ziel ausgegeben, mehr Umsatz unabhängig von Werbeeinnahmen zu machen. Deshalb baut er neben Pay-TV-Angeboten auch das Musik- und das TV-Produktionsgeschäft aus. So übernimmt die Konzern-Produktionstochter Red Arrow eine Mehrheitsbeteiligung an der britischen Produktionsfirma CPL Productions.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: