TV und TechnikSo findet jeder den richtigen Fernseher

Lesezeit: 4 Min.

Ob Sport oder Krimi: Fernseher mit superscharfem Bildschirm sind inzwischen Standard.
Ob Sport oder Krimi: Fernseher mit superscharfem Bildschirm sind inzwischen Standard. (Foto: Alamy Stock Photos/Dmitriy Shironosov/mauritius images)

TV-Geräte mit hochauflösenden Bildschirmen sind inzwischen Standard. Aber wie wählt man in dem Dschungel von Fachbegriffen und Kürzeln den richtigen aus? Ein kleiner Wegweiser.

Von Helmut Martin-Jung

Nahezu alle größeren neuen Fernseher tragen die Bezeichnungen 4K oder UHD, dazu kommen noch viele andere Fachbegriffe. Auf welche Punkte man achten sollte, um nachher nicht enttäuscht zu sein.

4K, UHD – was ist das eigentlich?

Bei den beiden technisch sehr ähnlichen Standards geht es um die Zahl der Bildpunkte, auch Pixel genannt, auf dem Bildschirm. Während 4K ursprünglich aus der Kinotechnik stammt, ist UHD (Ultra High Definition) ein Standard für Heimkino-Geräte. 4K erfordert 4096 mal 2160 Pixel, bei UHD sind es in der Regel 3840 mal 2160 Pixel. Beiden gemein ist, dass Bildschirme mit diesen Auflösungen rund viermal so viele Bildpunkte darstellen können wie Full-HD-Fernseher (1920 mal 1080 Pixel). Sowohl in der Höhe als auch in der Breite bieten sie doppelt so viele Bildpunkte und damit ein schärferes Bild. Heute werden überwiegend UHD-(4K)Fernseher verkauft, die Full-HD-Auflösung findet man fast nur noch bei kleineren Geräten.

Auflösung ist nicht alles

4K-Fernseher mit einer Bildschirmdiagonalen von 65 Zoll (165 Zentimeter) kann man heute schon für unter 500 Euro kaufen. Ob dann das Bild allerdings immer überzeugt, ist eine andere Frage. Billig produzierte Geräte haben oft ein flaues oder auch fleckiges Bild, da helfen dann auch mehr Bildpunkte nichts. Besser also nicht ganz unten ins Regal greifen, sondern zu einem preisreduzierten Vorjahresmodell höherer Qualität. Und natürlich gilt: den Fernseher am besten vor dem Kauf ansehen.

Größer ist nicht immer besser

Die Bildschirme sind über die Jahre immer größer geworden. Lag ihre durchschnittliche Diagonale noch vor einem Jahrzehnt bei etwa 40 Zoll, geht sie heute eher in Richtung 50 oder 55 Zoll. 55 Zoll, das sind stolze 140 Zentimeter. Und größer geht immer. Aber größer ist nicht immer besser. Denn es kommt darauf, ob der Fernseher in einem Raum steht, der groß genug dafür ist. Ist der Raum zu klein, sitzen die Zuschauer bei zu großen Fernsehern so nahe dran, dass sie wie beim Kino in der ersten Reihe den Kopf hin- und herdrehen müssen, um dem Geschehen auf dem Bildschirm zu folgen. Sitzen sie zu weit weg, haben sie nichts mehr von den Vorteilen der höheren 4K-Auflösung, denn das menschliche Auge ist eben nicht so scharf wie das eines Adlers.

Sitzabstand berechnen

Die optimale Sitzposition ergibt sich aus den Faktoren Abstand zum TV-Gerät und dessen Bildschirmdiagonale. Da man an den Räumlichkeiten oft nicht viel ändern kann, läuft es meistens darauf hinaus, sich das richtige Gerät für den Raum zu kaufen, in dem es aufgestellt oder -gehängt werden soll. Die Faustformel für den richtigen Sitzabstand ist bei 4K-Fernsehern Bildschirmdiagonale in Zentimetern × 1,5. Bei einem 65-Zoll-Fernseher wären das also 165 cm × 1,5 = 250 cm Sitzabstand (1 Zoll = circa 2,54 cm). Das wirkt sehr nah, aber ist man weiter weg, wären die vielen Bildpunkte verschwendet, der Unterschied zu einem Full-HD-Gerät mit nur einem Viertel der Bildpunkte fiele dann kaum auf.

Lebendige Bilder

Seit einiger Zeit schmücken sich manche Fernseher mit der Bezeichnung HDR. Das steht für High Dynamic Range und soll Folgendes leisten: Bildschirme können große Unterschiede zwischen hell und dunkel nur begrenzt darstellen, das menschliche Auge dagegen verarbeitet viel mehr Kontraste. Die Folge: Dunkle Bereiche saufen zu einem Brei ab oder helle überstrahlen. Bei HDR berechnet eine Software die Bildinformationen und passt die Bereiche entsprechend an. Details, etwa in einem Zimmer, sind dann erkennbar, aus den sonnenbeschienenen Fenstern blickt man auf eine normale grüne Wiese, nicht auf eine grünlich blasse, verwaschene Fläche. Auch hier gibt es Qualitätsunterschiede. HDR-Standards wie Dolby Vision oder HDR10+ versprechen ein gewisses Niveau. Am besten auch hier wieder: live ansehen. Und das lohnt sich, gutes HDR bringt mindestens genauso viel Spaß beim Fernsehschauen wie die höhere Auflösung.

Bildschirmtechnik

Verbreitet sind derzeit vor allem zwei Varianten: Anzeigen mit Flüssigkristallen (LCD) und solche mit organischen Leuchtdioden (OLED). Auch bei LCDs kommen Leuchtdioden zum Einsatz. Sie dienen dazu, die Flüssigkristalle von hinten zu durchleuchten. Bei günstigeren Geräten passiert das vom Bildschirmrand aus. Bei anderen sind kleine Leuchtdioden direkt hinter dem Bildschirm verteilt. Damit lassen sich Kontrastunterschiede noch besser darstellen – wichtig auch für HDR. Bei organischen Leuchtdioden dagegen leuchten die Bildpunkte selbst. Das schafft ein sehr tiefes Schwarz, tiefer als bei LCD-Geräten. Wenn es um sehr helle Bildinhalte geht, liegen Letztere, also die LCDs, wieder vorn. Momentan noch sehr teuer ist eine dritte Variante: Mikro-LEDs. Dabei werden nur einige zig Nanometer große anorganische Leuchtdioden eingesetzt. Wie bei OLEDs leuchten die Dioden selbst, brauchen also keine Hintergrundbeleuchtung. Aber sie altern nicht so stark wie OLEDs und können höhere Kontrastumfänge darstellen. Derzeit sind sie wegen der enorm aufwendigen Herstellung aber noch teuer.

Bildwiederholfrequenz

Eigentlich gibt es gar keine Bewegtbilder. In Wahrheit entsteht der Film in unserem Kopf, weil wir die Einzelbilder ab einer gewissen Anzahl von Bildern pro Sekunde als fließende Bewegung wahrnehmen. Kino verzauberte die Besucher lange mit 24 Bildern pro Sekunde. Das sah manchmal ruckelig aus, inzwischen – geschuldet dem Siegeszug der Digitaltechnik – werden Filme auch mit 60 Bildern pro Sekunde (frames per second, kurz fps) aufgenommen und wiedergegeben. Das tut vor allem Szenen mit schnellen Bewegungen und natürlich der Sportberichterstattung gut. Fernseher profitieren ebenso von einer höheren Bildwiederholfrequenz, vor allem, wenn man darauf Spiele mit einer Konsole wie der Playstation spielen will. Auch das ist also ein Punkt, auf den man achten sollte.

Achtung, Zusatzkosten

Die meisten TV-Sender strahlen zwar noch keine 4K/UHD-Sendungen aus, die Elektronik der Geräte ist aber mittlerweile recht gut darin, Full-HD-Inhalte hochzuskalieren. Echtes 4K ist aber immer besser. Das gibt es bei einigen kostenpflichtigen Streaming-Diensten wie Netflix oder Amazon Prime, dafür braucht es dann aber auch leistungsfähige Internetanschlüsse. Streaming-Abos und bessere Internetanschlüsse können schnell ins Geld gehen. Bauartbedingt haben die Flachbildfernseher auch einen recht flachen Ton – die Physik lässt sich eben nicht überlisten. Da muss dann eine Soundbar her, auch dafür können leicht ein paar Hundert Euro anfallen – je nach Anspruch.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Technik für den Alltag
:Überaus nützliche Gadgets - fünf Empfehlungen

Streifenfreie Fenster, schreiben, ohne geblendet zu werden und ein super organisierter digitaler Alltag samt Smarthome. Die SZ empfiehlt praktische Technik.

SZ PlusVon Simon Berlin, Valentin Dornis, Nils Heck und Mirjam Hauck

Lesen Sie mehr zum Thema

  • Medizin, Gesundheit & Soziales
  • Tech. Entwicklung & Konstruktion
  • Consulting & Beratung
  • Marketing, PR & Werbung
  • Fahrzeugbau & Zulieferer
  • IT/TK Softwareentwicklung
  • Tech. Management & Projektplanung
  • Vertrieb, Verkauf & Handel
  • Forschung & Entwicklung
Jetzt entdecken

Gutscheine: