Fernsehen:Ebelings filmreifer Abgang

Thomas Ebeling

Für ihn lief es schon länger nicht mehr gut: Thomas Ebeling, 58, Vorstandsvorsitzender des Fernsehunternehmens Pro Sieben Sat 1

(Foto: dpa)
  • Der langjährige Chef des Fernsehunternehmens Pro Sieben Sat 1, Thomas Ebeling, verlässt den Medienkonzern Ende Februar 2018 vorzeitig.
  • Einen Nachfolger gibt es bislang nicht, dieser soll "zu gegebener Zeit" benannt werden, teilte das Dax-Unternehmen mit.
  • Für Ebeling ist es schon seit Längerem nicht mehr gut gelaufen. Die Aktie ging immer weiter in den Keller.

Von Caspar Busse

Es war ein Abgang mit Ansage. In der vergangenen Woche war bekannt geworden, dann sich Thomas Ebeling, 58, der Vorstandsvorsitzende des Fernsehunternehmens Pro Sieben Sat 1, in einer Analystenkonferenz ziemlich abfällig über seine Zuschauer geäußert hat. "Es gibt Menschen, ein bisschen fettleibig und ein bisschen arm, die immer noch gerne auf dem Sofa sitzen, sich zurücklehnen und gerne unterhalten werden wollen", sagte er. Und das sorgte für erhebliche Turbulenzen.

Am Sonntagabend nun teilte das Dax-Unternehmen mit, dass Ebeling seinen noch eigentlich bis Mitte 2019 laufenden Vertrag nicht mehr erfüllen wird. Er werde das Unternehmen nach der für den 22. Februar 2018 angesetzten Bilanzpressekonferenz für das Geschäftsjahr 2017 verlassen, hieß es. Darauf hätten sich der Vorstandsvorsitzende und der Aufsichtsrat der Gesellschaft am Sonntag einvernehmlich verständigt. Einen Nachfolger gibt es bislang nicht, dieser soll "zu gegebener Zeit" benannt werden. Das bisherige Vorstandsmitglied Conrad Albert wird mit sofortiger Wirkung zum Vize ernannt.

Die Aktie ging immer weiter in den Keller

Für Ebeling ist es schon seit Längerem nicht mehr gut gelaufen. An den Finanzmärkten gab es zunehmend Zweifel an der Unternehmensstrategie, nämlich neben dem klassischen Fernsehgeschäft stark in Internet-Aktivitäten zu expandieren. Mehrmals hintereinander mussten die Aussichten nach unten revidiert werden. Die Aktie ging immer weiter in den Keller. Als dann auch noch Ebelings Äußerungen gegenüber Analysten bekannt wurden (für die sich der Konzernchef auch entschuldigen musste), wurde es offenbar eng. Die Werbekunden, die viel Geld in Spots bei den Konzernsendern Pro Sieben, Sat 1, Sixx und andere stecken, waren offenbar sehr irritiert. Dazu kommt eine steigende Konkurrenz durch Streamingdienste wie Netflix oder Amazon Prime, die dem klassischen Fernsehen vor allem jüngere Zuschauer wegnehmen. Auch die Werbekonjunktur lief immer schlechter.

Der ehemalige Pharmamanager Ebeling war 2009 zu Pro Sieben Sat 1 gekommen und hatte damals erheblich umgebaut. Unter anderem wurden der Nachrichtensender N 24 sowie Aktivitäten im europäischen Ausland verkauft. Als sich dann später die Hauptaktionäre, die beiden Finanzinvestoren KKR und Permira, verabschiedeten, erhielt Ebeling eine Prämie von fast 24 Millionen Euro. Der Aufsichtsrat unter der Leitung des ehemaligen SAP-Finanzvorstands Werner Brandt sucht nach SZ-Informationen bereits seit Längerem nach einem Nachfolger, bisher jedoch ohne Erfolg.

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