Süddeutsche Zeitung

Fernbusse:Fahrgastzahl verdoppelt

Immer mehr Reisende nutzen die Fernbusse. Das Angebot der Unternehmen ist im vergangenen Jahr aber trotzdem stärker gewachsen als die Nachfrage.

Von Benedikt Müller

Für nur ein paar Euro durch halb Deutschland fahren: Die Schnäppchenpreise auf dem Fernbusmarkt sind für die Anbieter Fluch und Segen zugleich. Zwar konnten die Unternehmen im Jahr 2014 die Zahl ihrer Fahrgäste auf 16 Millionen verdoppeln, meldet das Statistische Bundesamt. Allerdings haben die Firmen ihr Linienangebot so stark ausgebaut, dass die durchschnittliche Auslastung der Fernbusse auf 51 Prozent zurückging. Das macht es für die Anbieter noch schwerer, zu den günstigen Marktpreisen Gewinne zu erwirtschaften.

Besonders stark sind die Fahrgastzahlen auf Strecken ins Ausland gestiegen, nämlich um 160 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Unternehmen wie Meinfernbus oder Postbus setzen verstärkt auf Städte- und Urlaubsstrecken innerhalb Europas. "Wir sehen ein großes Potenzial im grenzüberschreitenden Busverkehr", sagt Matthias Schröter vom Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer. Dass im Jahresschnitt nur jeder zweite Platz in den Fernbussen besetzt war, sei immer noch eine bessere Auslastungsquote als in den Autos oder Bahnen.

In den Fernverkehrszügen der Deutschen Bahn waren im vergangenen Jahr 1,8 Prozent weniger Menschen unterwegs als 2013. Für den Rückgang seien aber nicht nur die Fernbus-Konkurrenz, sondern auch der Streik der Lokführer und Ausfälle durch Unwetter verantwortlich, heißt es beim Statistischen Bundesamt. Insgesamt zeigen die Zahlen, dass die Fernbusse nicht nur Bahnkunden zum Umsteigen bewegen, sondern auch Menschen mit ihnen fahren, die sonst mit dem Auto oder gar nicht erst verreist wären.

Im laufenden Jahr hat die Dynamik auf dem Fernbusmarkt etwas abgenommen. Seit ihrer Fusion stimmen die Marktführer Meinfernbus und Flixbus ihre Fahrpläne aufeinander ab, um die Auslastung zu erhöhen. Einige Konkurrenten sind bereits aus dem umkämpften Markt ausgestiegen. Und der Preiswettbewerb wird weitere Opfer fordern, schätzen Beobachter.

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Quelle:
SZ vom 09.10.2015
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