Fernbus-Linien:Frankfurt - Dortmund: neun Euro

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Mit dem Bus quer durch Deutschland: Das soll vom kommenden Jahr an für wenig Geld möglich sein, weil das Verkehrsministerium den Markt für Fernbus-Linien freigibt. Aber was bedeutet das für den Verkehr in Deutschland?

Daniela Kuhr

Dieser 3. August ist für Michael Svedek ein Feiertag. "Sensationell" findet er das, was das Bundeskabinett am Morgen beschlossen hat: die Freigabe des Marktes für Fernbus-Linien. "Damit haben wir endlich ungehinderten Zugang zum Markt und eine faire Chance, im Wettbewerb zu bestehen", sagt Svedek, der das operative Geschäft bei der Deutschen Touring leitet, Europas führendem Anbieter von Fernbuslinien.

Das Verkehrsministerium gibt den Markt für Fernbus-Linien frei. Im Bild: Reisende auf dem Zentralen Omnibusbahnhof in Berlin. (Foto: dpa)

Die fertigen Pläne lägen bereits in der Schublade. "Sobald wir wissen, wann das Gesetz in Kraft tritt, kann es losgehen", sagt Svedek. Er hofft, dass das zu Jahresbeginn 2012 der Fall ist.

Derzeit bietet die Deutsche Touring gerade mal zwei Fernbus-Linien innerhalb Deutschlands an. Im kommenden Jahr sollen es nach und nach zehn bis zwölf werden. "Dann bieten wir beispielsweise die Strecke Frankfurt, Köln, Dortmund ab neun Euro an", sagt Svedek.

Möglich werden die neuen Linien, weil die Bundesregierung am Mittwoch die Abschaffung einer veralteten Vorschrift aus dem Personenbeförderungsgesetz beschlossen hat. Damit erhält Deutschland das, was in anderen Ländern längst üblich ist: ein dichtes Netz an Fernbus-Linien. Bislang wurden solche Linien nur genehmigt, wenn es auf der gleichen Strecke nicht bereits ein attraktives Angebot der Deutschen Bahn gab. Diese Schutzklausel sollte das öffentlich finanzierte System Schiene vor Konkurrenz auf der Straße schützen.

Doch mittlerweile hat ein Umdenken eingesetzt. Immer mehr Fachleute gehen davon aus, dass der Fernbus weniger der Bahn Konkurrenz machen wird als vielmehr dem Auto. Und das wiederum kann umwelt- und verkehrspolitisch nur gewünscht sein. Es sei besser, wenn 50 Menschen in einem Bus reisten, als wenn je zwei in 25 Autos fahren, heißt es aus dem Bundesverkehrsministerium.

"Fernbusse können Lücken schließen"

Und deshalb hat man nun beschlossen, den Markt zu öffnen. Das heißt: Wenn das Gesetz voraussichtlich im kommenden Jahr in Kraft tritt, können Busunternehmer für jede Strecke, die länger als 50 Kilometer beträgt, einen Antrag stellen. Den bekommen sie genehmigt, wenn sie fachlich geeignet, zuverlässig und leistungsfähig sind. Es gelten die gleichen Sicherheitsvorschriften wie bisher. Man befreie "den Markt für Fernbusreisen von seinen Fesseln", sagte Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU): "Damit ermöglichen wir Mobilität."

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) befürwortet das. "Fernbusse können Lücken schließen, sie können Fahrgäste dahin fahren, wo die Bahn nicht hinkommt", sagt der VCD-Vorsitzende Michael Ziesack "Zudem sind die Fahrpreise günstig." Der Fernbus könne "zu einer echten Alternative zum Auto werden".

Noch ist ausgerechnet die Deutsche Bahn Deutschlands größter Anbieter von Fernbus-Linien. Svedek hofft, dass sich das bald ändert. Allerdings bleibt er vorsichtig. "Wo genau Bedarf besteht, welche Strecken am meisten bereist werden, all das wissen wir ja nicht. Solche Zahlen kennt bislang nur die Deutsche Bahn." Man werde daher das Angebot nur schrittweise erweitern.

© SZ vom 04.08.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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