Süddeutsche Zeitung

Feindliche Übernahme: Kampf mit ACS:Hochtief-Chef schmeißt das Handtuch

Lange hat der Hochtief-Chef gegen die feindliche Übernahme durch ACS gekämpft - nun tritt er ab. Der Übernahmekampf dürfte damit endgültig entschieden sein.

Aller Einsatz hat nichts genutzt: Der Vorstandsvorsitzende des Essener Baukonzerns Hochtief, Herbert Lütkestratkötter, gibt den Kampf um die Selbstständigkeit des größten deutschen Baukonzerns auf.

Der Konzernchef, der im Abwehrkampf gegen den spanischen Baukonzern ACS eine Schlüsselrolle gespielt hatte, scheide mit dem Ende der Hauptversammlung am 12. Mai aus dem Konzern aus, berichtete das Unternehmen.

Sein Nachfolger wird der bislang für die Konzerntochter Hochtief Europa zuständige Hochtief-Vorstand Frank Stieler. Die Trennung erfolge "im besten beiderseitigen Einvernehmen", betonte der Konzern.

ACS beeilte sich, Stieler Rückendeckung zu geben: "Mit Frank Stieler hat der Aufsichtsrat eine hervorragende Wahl für die künftige Führung von Hochtief getroffen, und wir begrüßen diese Entscheidung", teilte der spanische Baukonzern mit. Stieler genieße die volle Unterstützung und das volle Vertrauen von ACS.

Lütkestrattköter werde Hochtief weiter als Berater zur Verfügung stehen. Das Unternehmen und sein Großaktionär ACS legten Wert darauf, die internationale Erfahrung des Managers auch künftig weiter zu nutzen.

Über die Höhe einer möglichen Abfindung machte Hochtief zunächst keine Angaben. Nach seinem Arbeitsvertrag hätte Lütkestratkötter bei einer Kündigung wegen des Kontrollwechsels beim Konzern eine Abfindung von rund fünf Millionen Euro zugestanden.

ACS hält mehr als 41 Prozent der Hochtief-Aktien

Mit dem Abgang von Lütkestratkötter dürfte der Übernahmekampf endgültig entschieden sein. ACS hält nach eigenen Angaben inzwischen mehr als 41 Prozent der Hochtief-Aktien und dürfte damit bereits auf der Hauptversammlung über eine Mehrheit verfügen.

Außerdem kündigte der Konzern weitere Zukäufe an. Dies wird ihm durch den aktuellen Kursverfall der Hochtief-Aktie noch erleichtert. Allein am Montagmorgen verlor die Hochtief-Aktie nach einer Gewinnwarnung des Konzerns rund fünf Prozent an Wert.

Hintergrund sind Probleme bei der australischen Tochter Leighton. Der Essener Konzern reduzierte deshalb seine Gewinnprognose für das laufende Jahr deutlich. War der Konzern bislang von einem Vorsteuerergebnis in Höhe von rund einer Milliarde Euro ausgegangen, so erwartet er nun einen Gewinn von weniger als 400 Millionen Euro.

Die Hochtief-Prognosen für 2012 und 2013 würden durch die aktuelle Entwicklung bei Leighton aber nicht beeinflusst, betonte der Konzern. Das Unternehmen betonte, es werde trotz der derzeitigen Schwierigkeiten bei Leighton an einer Kapitalerhöhung des Tochterunternehmens entsprechend seiner Beteiligungsquote teilnehmen.

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