Fehlverhalten im Gesundheitssystem:Krankenkassen kämpfen gegen Betrüger

Clinics Face Supply Shortages Of Antibiotics And Cancer Drugs

Krankenkassen leiden unter Betrug (Symbolbild)

(Foto: Getty Images)

Der Arzt rechnet zu viel ab oder verschreibt falsche Rezepte: Die gesetzlichen Krankenkassen verlieren durch Betrug Millionen. Zum ersten Mal haben die Versicherungen zusammengerechnet, wie viele Fälle sie verfolgen - 50.000 in zwei Jahren.

Durch Betrugsfälle in Krankenhäusern, Arztpraxen und Apotheken erleiden die gesetzlichen Krankenversicherungen hohe Verluste. Die Kassen haben nun erstmals zusammengestellt, wie die Ermittlungen gegen die Betrüger laufen.

In den Jahren 2010 und 2011 haben die Kassen insgesamt 52.927 Fälle verfolgt. Das zeigt der bislang nicht veröffentlichte Bericht des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenversicherung. Rund zwei Drittel davon waren neue Fälle, der Rest wurde bereits seit längerem verfolgt. Insgesamt konnten die Kassen etwas mehr als 41 Millionen Euro an Schadensersatz geltend machen. In 2602 Fällen schalteten sie die Staatsanwaltschaft ein.

In dem Bericht werden die Meldungen der "Stellen zur Bekämpfung von Fehlverhalten im Gesundheitswesen" zusammengefasst, die von den Versicherungen eingesetzt werden, um Betrugsfälle zu verfolgen. Die Angaben von 110 der insgesamt 134 Kassen sind darin eingeflossen - das entspricht 93 Prozent der Versicherten.

In die Statistik fließt Fehlverhalten von Ärzten, Apothekern, Pflegediensten, Krankenhäusern, Therapeuten und anderen Berufsgruppen ein - eine genaue Aufschlüsselung gibt es aber nicht. Auch würden "Mehrfachzählungen" unter den verfolgten Fällen auftreten.

Mit dem Bericht wurden zum ersten Mal die erfassten Zahlen der einzelnen Krankenkassen auf Verbandsebene standardisiert zusammengefasst, ein Vergleich zu vorigen Zahlen ist somit nicht möglich.

Die Kassen versprechen sich von dem Report, Betrugsfälle effizienter verfolgen zu können. "Da, wo ungerechtfertigt Vorteile gewährt oder verlangt werden, dürfen und können wir nicht einfach wegschauen, das sind wir unseren Versicherten schuldig", sagte Gernot Kiefer vom Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherungen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Allerdings müsse trotz der Initiative von einem "beträchtlichen Dunkelfeld" bei Wirtschaftskriminalität und Korruption im Gesundheitswesen ausgegangen werden, heißt es in dem Bericht. Dieses könne "auch durch effektive und effiziente Kontrollmechanismen nicht aufgedeckt werden".

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