Der frühere Chef der US-Notenbank Federal Reserve, Paul Volcker, ist einem Medienbericht zufolge im Alter von 92 Jahren gestorben. Das schrieb die "New York Times" am Montag unter Berufung auf Volckers Tochter. Früheren Berichten zufolge war der einflussreiche Ökonom an Krebs erkrankt. Er arbeitete im insgesamt unter sechs US-Präsidenten. Wichtigste Station für Volcker: Er wurde 1979 Chef der Federal Reserve, der mächtigen amerikanischen Notenbank, der er bis 1987 vorsaß.
Als Volcker sein Amt antrat, befanden sich die Vereinigten Staaten in einer verzwickten ökonomischen Lage. Die Wirtschaft dümpelte vor sich hin und die Teuerung war mit bis zu 15 Prozent so hoch wie lange nicht mehr. Volcker ging zum Gegenangriff über und zog die geldpolitischen Zügel an. Außerordentlich hohe Leitzinsen, zeitweise über 20 Prozent, brachten schließlich die Inflation unter Kontrolle. Doch der Preis war hoch: Volckers Vollbremsung zwang den Bau- und Agrarsektor in die Knie und damit wichtige Stützen der US-Wirtschaft.
Schon in den Jahren vor seiner Berufung auf den Chefsessel der Fed hatte Volcker sich als mutiger und streitbarer Ökonom einen Namen gemacht. Als Enkel deutscher Einwanderer glaubte er fest an die Gefahren der Inflation und die Tugend der Sparsamkeit. Im Finanzministerium galt er als Top-Mitarbeiter und spielte in den 70er-Jahren eine entscheidende Rolle bei der Aufgabe des Goldstandards durch die Vereinigten Staaten, was das seit dem Zweiten Weltkrieg etablierte Bretton-Woods-System zum Einsturz brachte. Volcker blieb nach seinem Ausscheiden aus der Fed einflussreich. Er entwarf im Auftrag von Präsident Barack Obama als eine Antwort auf die globale Finanzkrise die nach ihm benannte Volcker-Regel, durch die Eigenhandelsaktivitäten der Banken im Interesse eines stabileren Finanzsystems eingeschränkt werden.