Audi vor dem Aus bei Bayern?:FC Bayern liebäugelt mit BMW

Uli Hoeneß

Zieht sich auch aus Transferentscheidungen langsam zurück: Uli Hoeneß.

(Foto: Matthias Balk/dpa)
  • Audi stellt aufgrund des Dieselskandals alle möglichen Ausgaben infrage.
  • BMW soll unter der Führung von Chef Harald Krüger die distanzierte Haltung zum Fußball aufgegeben haben.

Von Max Hägler und Benedikt Warmbrunn

Wie groß der Einfluss der Automobilbranche auf den FC Bayern ist, das war an einem Freitagmittag in diesem Sommer zu beobachten. Alle Vereinsgrößen hatten sich im Museum in der eigenen Arena getroffen, zur Eröffnung einer Sonderausstellung über ihren geliebten viermaligen Trainer Jupp Heynckes.

Der Geehrte hielt sich zunächst im Hintergrund, und in dieser Zeit war ein anderer der Hauptdarsteller: Martin Winterkorn, einst Vorstandsvorsitzender von Volkswagen, immer noch Aufsichtsrat des FC Bayern. Umarmungen, Fragen nach der Gesundheit. Winterkorn, zur Feier des Tages im Trachtenjanker erschienen, lächelte. Dieselskandal? Zumindest beim FC Bayern, der sich gerne als familiär geführten Klub bezeichnet, gehört Winterkorn weiter dazu.

In den vergangenen Jahren haben sich der Autohersteller und der Fußballverein angenähert

Wenn an diesem Freitag die Jahreshauptversammlung des Vereins ansteht, geht es auch um die größte Hinterlassenschaft Winterkorns für den FC Bayern, zumindest im Hintergrund. Seit 2011 hält Audi 8,33 Prozent der Anteile des FC Bayern, erworben für 90 Millionen Euro. Pro Jahr zahlt die Volkswagen-Tochter einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag an den Verein, der Vertrag läuft bis 2025. Doch beim FC Bayern wünscht sich die Führung um Präsident Uli Hoeneß dem Vernehmen nach mehr Unterstützung (sprich: Geld). Sie beobachtet besorgt, dass Audi aufgrund des Dieselskandals alle möglichen Werbeausgaben infrage stellt. Daher haben sie sich im Verein mit anderen Szenarien beschäftigt. Eine Sondierung soll ergeben haben: BMW hat unter der Führung von Chef Harald Krüger die distanzierte Haltung zum Fußball aufgegeben, die Krügers Vorgänger Norbert Reithofer noch pflegte.

Nun gilt: Der FC Bayern und BMW, das passt doch perfekt. In den vergangenen Jahren haben sich der Autohersteller und der Fußballverein angenähert, nun soll es wieder Gespräche gegeben haben - im gegenseitigen Interesse. Aus BMW-Kreisen ist zu hören, man wäre bereit, etwa das Doppelte der Audi-Summe zu zahlen.

BMW will also etwas von Audi. Und zugleich will Audi - beziehungsweise der Mutterkonzern Volkswagen - etwas von BMW, und zwar einen Topmanager: Markus Duesmann, bislang BMW-Einkaufsvorstand. Den will der Vorstandsvorsitzende Herbert Diess in seinen Konzern holen, am liebsten als Audi-Chef. Im Juli hat Duesmann bei BMW seine Kündigung eingereicht, doch sein Vertrag läuft bis Sommer 2019, und anschließend gilt eine einjährige Sperre.

Engagement, das den Mitarbeitern schwer zu vermitteln ist

Kreative Menschen, wohl in Wolfsburg, ersannen deshalb die Idee, die Fußball- und die Autoindustrie zusammenzubringen, der Plan lautete: BMW übernimmt die AG-Anteile und darf ganz bald Trikotsponsor des FC Bayern werden - und gibt dafür Duesmann vorzeitig frei, damit der ganz bald bei der Konkurrenz anfangen kann. Nach SZ-Informationen hatte Diess vor wenigen Wochen zu erkennen gegeben, dass er zu genau diesem Plan bereit wäre, ja, dass er ihn sogar wünsche.

Eine Zeit lang wirkte es beinahe so, als ob dieser komplexe Deal klappen könnte. Doch BMW macht da nicht mit, man wolle keinen "Kuhhandel", hört man von dort nun. Zumal sich BMW-Aufsichtsratschef Reithofer dem Vernehmen nach vehement gegen eine Freigabe von Duesmann sperrt. Auch bei BMW gilt ein Familienprinzip: Wer zur Konkurrenz will, hat so etwas wie die Ehre verletzt und wird dabei sicher nicht unterstützt. Eine Rolle mag auch spielen, dass BMW gerade auf Sparkurs ist - ein solches Engagement wäre den Mitarbeitern schwer zu vermitteln.

So ist die Lage nun offenbar diese: Bei BMW heißt es, über kurz oder lang komme man schon mit dem FCB zusammen. Duesmann sitzt derweil noch zwei Jahre auf der Ersatzbank. Der VW-Konzern nimmt den Druck im Management heraus, indem aller Voraussicht nach einen Manager aus den eigenen Reihen zum Audi-Chef berufen wird, Bram Schot. Und Diess lässt sich im Dezember als Nachfolger des ehemaligen Audi-Vorsitzenden Rupert Stadler zum Aufsichtsrat des FC Bayern wählen. Es ist zwar nicht bekannt, dass er sich für Fußball interessiert. Aber die Loge des Klubs eignet sich immerhin, um komplexe Deals auszuhandeln.

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